Den Horizont verändern

Den eigenen Horizont zu erweitern, wie es der Volksmund formuliert, ist für manche Zeitgenossen ein ständiges Bedürfnis. Anderen erscheint es eher unmöglich, so festgefahren sind sie in ihren Ansichten. Da wäre ein Besuch bei dem 8. Kunstwettbewerb „bewegter wind“ sicher nicht schlecht, denn dessen Motto lautet in diesem Jahr „changing horizons“.

Wolkenpflücker (Marcel Lawrence)
Wolkenpflücker (Lawrence M)

Wind ist grenzenlos. Er steht für Erneuerung, Ambivalenz und viel Energie. Wechselnde Sichten und Erfahrungen, Ungewissheit und Bereicherung, Aufbruch und Verschwinden bearbeiteten die Künstlerinnen und Künstler in ihren Entwürfen. Diese werden in Hofgeismar und Trendelburg an drei Ausstellungsorten in vielfältigen und besonderen Landschaftssituationen zusammen mit einem umfangreichen Rahmenprogramm präsentiert.

Trendelburg

Der Burgberg bei Trendelburg-Deisel bietet bewegte Landschaft und eine Hochebene. Dort dreht sich ein beeindruckendes kinetisches Objekt, das aerotatio von Jörg Großhaus. Mit einer Installation aus hauchzarten Geweben vermittelt Karen Macher Nesta aus Peru ein Gefühl von leichtem Flügelschlag: ready to fly (bereit zu fliegen) Anke Sauer zeigt Silberstreifen am Horizont, während Enes Kurtovic mit Kaleidoskopen die Landschaft mit verstörenden Stacheldrahtbildern belegt. Patrick Leppert aus der Schweiz installiert ein Objekt aus 900 dünnen schwarzen Halmen, die miteinander Bewegung und Form im Wind aufbauen. Ein SchwungBild: Schilf pflanzen Katharina Forster und Rainer Düvell aus blauem Aluminium.

Hofgeismar

Traumfänger (Carmen Siebke)
Traumfänger (Carmen Siebke)

Im Theodor-Rocholl-Park beim Bahnhof in Hofgeismar liegt der Landschaftsreiz im Gegensatz: Der Fluss Esse wird von gepflegter Parklandschaft und wilder Natur gesäumt. Die Wunschfahnen von Claudia R. Picht sind z.T. in Zusammenarbeit mit Flüchtlingen in Hofgeismar entstanden. Mit den Bildern innerer und äußerer Horizonte beschäftigt sich die Spiegelinstallation Traumfänger von Carmen Siebke auf der Esse. Alte Bäume bilden Ausstellungsräume für Goldsegen, Fernweh und weitere Installationen. In einem Nebengebäude werden die Videoarbeiten u.a. mit Lucid dreams #2 (lebendige Träume) von Beate Gördes und When a circle meets the sky (wenn ein Kreis den Himmel trifft) von Carla Chan gezeigt.

Der Offenberg bei Hofgeismar-Carlsdorf ist selbst eine Landschaftsskulptur. Hier fragt der japanische Künstler Wataru Hamasaka Listen to the breath of the wind — is there a sculpture? (lausche dem Atem des Windws — ist es eine Skulptur?) und lädt zum Windhören ein. Metallvögel von Jürgen Heinz greifen den Schwung der Landschaft auf. Kordula Klose fängt mit der Schwingenden Horizontale die Windbewegung mit einer Lichtlinie ein. Marcel Lawrence pflückt Wolken vom Horizont, während der Rumäne Emil Dobriban ein Rieseninsekt in den Himmel aufsteigen lässt.

Zwei besondere Orte locken mit Einzelarbeiten zu grandiosen Weitblicken: An der Friedenseiche weht eine Friedensfahne von Emanuel Strässle: rester Amihs. In Oberhaldessen klettern Gerngroß Models XXL von Pit Kinzer als Astronauten und Taucher an den Windmühlen hoch und runter. Insgesamt 49 Künstlerinnen und Künstler reisen persönlich an, um ihre Arbeiten zu installieren.

Direkt dabei

Künstler bei der Arbeit in der Natur und im Gespräch, Kunst in Beziehung zu Landschaft und Wind gesetzt und ein Rahmenprogramm, das auf verschiedene Art an der Wahrnehmung und den Horizonten zupft und rüttelt. „bewegter wind“ e.V. lädt ein zur Eröffnung des Windkunstfestivals am Sonntag, den 14.8.2016 um 11 Uhr am Burgberg bei Trendelburg-Deisel. Die Wege sind gut ausgeschildert und zusätzlich mit blauen Bändern markiert.

Zur Eröffnung gibt es kostenlose Führungen an allen 3 Ausstellungsorten. Nähere Infos auch zum Rahmenprogramm und allen ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern gibt es auf der Webseite www.bewegter-wind.de und über den kostenlosen Newsletter.

Sehfahrer

Als Amateurfotograf bewege ich mich oft in den Lebensbereichen anderer Menschen. So interessant das ist, so schwierig ist manchmal die Abgrenzung zwischen Neugier und höflicher Distanz. Durch meine Tätigkeit als freier Journalist versuche ich nun, Bild und Sprache zu einer Einheit zu verbinden.

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