Michael Martin ist wieder mal unterwegs

„Wie? Unterwegs? Der ist doch ständig unterwegs!“ werden Kenner der Szene nun sagen. Stimmt, aber diesmal ist wieder seine Vortragstour gemeint. Auf diesen immer sehr interessanten Abenden lässt uns der vielleicht bekannteste Reisefotograf an seinen Reisen nicht nur fotografisch, sondern auch erzählerisch teilhaben. Live und in Farbe.

Es ist immer beeindruckend, jemanden zu erleben, der von seinen Reisen berichtet. Schon ein ganz normaler Urlaub bringt Menschen dazu, Ungewohntes zu sehen und neue Eindrücke mit nach Hause zu nehmen. Wie muss es dann erst sein, wenn jemand mutterseelenallein mit einem Motorrad mitten durch die Wüste fährt? Was der wohl zu erzählen hat?

Heute hat man als Outdoor-Begeisterter sicher immer Satellitentelefon und Navigationsgerät dabei. Die Welt ist vernetzt, und wenn man noch einen Hilferuf absetzen kann, kommen gelbe oder andersfarbige Engel und lesen einen auf. Doch es war nicht immer so. Bei Michael Martin fing das alles im Alter von 17 Jahren an, als er mit einem Freund zusammen „mit dem Fahrrad in die Wüste“ gefahren war, um das Kreuz des Südens zu sehen. Die Reise war ein echtes Abenteuer, und natürlich lief nicht alles so glatt, wie er es sich zu Anfang ausgemalt hatte. Ehrlich, so erklärte er uns, war der Vortragstitel gerade deshalb, weil er kaum „durch die Wüste“ und vor allem nicht „hin und wieder zurück“ gefahren war. Die Ferien waren schnell zu Ende, und der Rückweg erfolgte mit dem Flieger.

Die Vortragstour führt ihn zwar nicht in’s wilde Kurdistan, aber durch das zuweilen nicht weniger abenteuerliche Deutschland, wie eine seiner unzähligen Geschichten von einem früheren Vortrag zeigte. Dort erklärte er uns, dass der Vorderreifen seines Motorrads von einem freundlichen Wüstenbewohner mittels eines Seils geflickt wurde, so dass er noch eine längere Strecke durch Afrika fahren konnte. Wieder in Deutschland angekommen, wurde er auf der Autobahn von einer Polizeistreife angehalten und auf sein wahrhaft abenteuerliches Flickwerk angesprochen. Was in der Wüste klaglos seinen Dienst getan hatte, war für Deutschlands Straßen natürlich völlig inakzeptabel. Die Beamten hatten ob seiner Geschichte jedoch ein Einsehen und ließen ihn die wenigen verbliebenen Kilometer bis zu seinem Heimatort unbehelligt weiterfahren.

Michael Martins Vorträge sind technisch aufwändig gestaltet und mit Musik untermalt. Im Mittelpunkt steht aber die herausragende Qualität der Fotografie sowie seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen: Sein Vortragsstil ist lebendig, mitreißend, kompetent — und manchmal auch selbstironisch. Seine Zwischenbilanz „30 Jahre Abenteuer“ ist jedoch mehr als ein „Best Of“: Mit noch nie gezeigten Bildern entführt Michael Martin die Zuschauer sowohl geografisch als auch ­thematisch in die verschiedensten Gebiete. Als Abenteurer, der mittlerweile alle Strecken mit dem Motorrad bewältigt, berichtet er von stunden­angen Sandstürmen, brüllender Hitze, klirrender Kälte und seinen Erlebnissen in den entlegensten und unwirtlichsten Gegenden der Erde. Als Forschungsreisender erzählt er mit fundiertem Wissen von der Vielfalt dieser kargen Lebensräume. Und als Fotograf beweist er einen einzigartigen Sinn für die Schönheit der Wüsten. Sein fotografischer Blick ist dabei immer teilnehmend und niemals an­biedernd. Er wertet und romantisiert weder das Land noch die Bewohner.

Auch nach dreißig Jahren ist Michael Martins Neugier auf die Wüsten dieser Welt noch lange nicht gestillt. Wir können uns also darauf verlassen, dass dieser Mann noch für manchen interessanten Abend sorgen wird.

Den Terminkalender gibt es auf seiner Website. Leider wird in der nordhessischen Region nur ein Vortrag dabei sein, und zwar „30 Jahre Abenteuer“. Dieser findet am 5. Februar 2013 in der Baunataler Stadthalle statt. Tickets können über die Homepage reserviert werden. (Sf)

Fotos (C) Michael Martin, mit freundlicher Genehmigung seiner Pressestelle

Sehfahrer

Als Amateurfotograf bewege ich mich oft in den Lebensbereichen anderer Menschen. So interessant das ist, so schwierig ist manchmal die Abgrenzung zwischen Neugier und höflicher Distanz. Durch meine Tätigkeit als freier Journalist versuche ich nun, Bild und Sprache zu einer Einheit zu verbinden.

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