Was für eine Premiere! HAIR

LET THE SUNSHINE IN: Das neue Musical der Bad Hersfelder Festspiele HAIR feiert Premiere in der Stiftsruine
Was für eine Premiere!
Begeisterung vom ersten Ton an. Dieses Musical hat nichts von seiner Faszination verloren. Hier passt alles: hervorragende und voll motivierte Darsteller, tolle Kostüme ( Dagmar Morell), antreibende Musiker unter der Leitung von Christoph Wohlleben, cooles Bühnenbild (Jens Kilian) und alles unter der routinierten Leitung von Gil Mehmert ( Regie).

Als HAIR das erste Mal gezeigt wurde, war es eine Revolution. Statt Musical- und Operettenseligkeit brachte eine Generation ihre Themen und ihre Musik auf die Bühne.

Es war vor 50 Jahren! Am 29. April 1968 feierte HAIR am (On-) Broadway Premiere. Rund 1800 mal wurde es alleine dort aufgeführt, bevor es seine Reise um die ganze Welt antrat. 1979 wurde HAIR durch Miloš Forman verfilmt. Der Film unterscheidet sich aber deutlich von der Musicalfassung.

„Harmonie und Verständnis, Sympathie und Vertrauen, keine Falschheit mehr oder Spott, lebendige Träume goldener Visionen …“ so heißt es im ersten Song, AQUARIUS. Ein neues Zeitalter „im Zeichen des Wassermanns“ wird angesprochen.

Bunt und lustvoll wird der Schrei der Jugend nach Befreiung und der Massenprotest gegen den Vietnam-Krieg inszeniert und die zu dem Zeitpunkt noch getrennten Welten von Rockmusik und Musiktheater wachsen zusammen.

Der Theaterkritiker Scott Miller schrieb damals: „Rassismus. Umweltzerstörung. Armut. Sexismus und sexuelle Repression. Gewalt in der Familie. Entfremdung von neuen Technologien und politische Korruption. Die Hippies sahen sich als die wahren amerikanischen Patrioten, die dieses Land retten wollten. Lange Haare waren ihr Emblem – nicht nur als Symbol der Rebellion, sondern auch gegen die Diskriminierung und die überkommenen Gender-Rollen.“*

Die Geschichte kreist um den jungen Claude Bukowski, den seine Eltern zum Militärdienst zwingen wollen. In New York stößt er auf eine Clique langmähniger Hippies, die einen alternativen Stil lebt. Claude findet sich in einer Dreierbeziehung wieder – zwischen der politisch engagierten Sheila und dem Anarchisten Berger. Und in dem Konflikt zwischen Kriegsdienst und Verweigerung. Die Visionen von einer friedlicheren, besseren Welt endet letztlich in einem Albtraum, in dem die Schrecken des Krieges verdeutlicht werden.

Über 58 000 junge Amerikaner starben im Vietnam-Krieg, der erst 1975 zu Ende ging. Der kurze Sommer der Anarchie, von dem auch die Hippies in dem Musical HAIR singen, tanzen und träumen, hatte diesen Krieg trotz der Massenproteste nicht verhindern können.

50 Jahre später inszeniert Erfolgs-Regisseur Gil Mehmert HAIR in der Stiftsruine. Zu seinen herausragenden Arbeiten gehören neben zahlreichen Musicals, darunter DAS WUNDER VON BERN in Hamburg, Bühnen-Bearbeitungen von Filmstoffen, aber auch aufwendige Open-Air-Produktionen wie die jeweils von ZDF bzw. WDR live übertragene Eröffnungsshow und das Finale der RUHR.2010. In Bad Hersfeld inszenierte Gil Mehmert SUNSET BOULEVARD im Sommer 2011 mit Helen Schneider, Rasmus Borkowski, Helmut Baumann und 2016 CABARET mit Bettina Mönch, Rasmus Borkowski, Helen Schneider und vielen anderen.

Auch 2018 bringt er wieder ein für ihn und Bad Hersfeld gewohnt hochkarätiges Ensemble auf die Bühne der Stiftsruine. Dazu gehören als Claude Christof Messner (zuletzt z.B. WEST SIDE STORY/ Vereinigten Bühnen Bozen, DER GESTIEFELTE KATER /Oper Graz oder FAME /Theater Kiel), als Berger Riccardo Greco (seit 2014 am Landestheater Linz z.B. in GHOST-NACHRICHT VON SAM, BETTY BLUE EYES oder in der Uraufführung von IN 80 TAGEN UM DIE WELT), Bettina Mönch in der Rolle der Sheila (in diesem Jahr z.B. auch Evita in EVITA und Kate in KISS ME KATE an der Oper in Bonn) und viele andere. Begleitet werden die wunderbaren Sängerinnen und Sänger, Tänzerinnen und Tänzer Abend für Abend live von der Band der Bad Hersfelder Festspiele unter Leitung von Christoph Wohlleben.

Zu seiner Inszenierung von HAIR in Bad Hersfeld sagt Regisseur Gil Mehmert: „Man kann HAIR nicht mehr so spielen, wie vor 50 Jahren. Aber man begibt sich immer auf dünnes Eis, wenn man sich an der Tagespolitik, oder zum Beispiel an Trump abarbeitet. Wir machen eine Ikonografie der 70er-Jahre. Es treten unter anderem Jimi Hendrix und Liz Taylor auf. Und wir zitieren Woodstock als DAS Happening dieser Zeit.“

Trotzdem ist der Stoff in seinen Augen so aktuell wie lange nicht: „Ich habe HAIR im Jahr 2001 schon mal inszeniert, und da kam es mir weiter weg vor. Bis zum Anschlag auf das World Trade Center lebten wir in politisch eher ruhigen Zeiten. Jetzt ist das anders, ganz besonders auch in den USA. Deshalb stellt sich jetzt wieder die Frage, wie sich gerade die junge Generation zum Weltgeschehen verhält.“

„Love and peace“ war das Motto der Hippie-Bewegung, viele der über 30 Songs aus HAIR wurden Hits. In Bad Hersfeld werden die Songs in englischer Sprache präsentiert „weil die Songs eher Haltungen beschreiben und weniger die Handlung vorantreiben“, begründet Gil Mehmert diese Entscheidung. Gespielt wird aber auf Deutsch.

Im Programmheft zu HAIR 2018 in Bad Hersfeld schreibt der Regisseur: „Was ist HAIR in dieser Inszenierung? Eine Hommage an eine Generation, die für einen Sommer die Zeit angehalten hat mit ihren Gedanken und ihren Gefühlen. Eine Revue über Amerika und ihre Einflüsse auf Politik, Kultur und Gesellschaft. Eine Geschichte über eine Jugend, die wie jede Jugend vor und nach ihnen, Normen und Werte der Eltern und Älteren in Frage stellt, an den unmittelbaren Auswirkungen auf ihr Leben leidet und versucht ein Gegenmodell zu entwickeln.
… Das Setting ist ein Hommage an Woodstock und diesen unvergesslichen Summer of Love, aus Musik, Liebe und Regen. Die Bühnenaufbauten sind nach diesem Open-Air-Ereignis aus dem Entstehungsjahr gestaltet. Die Texte sind immer noch eine Collage, diesmal aus dem Original-Skript, dem späteren Drehbuch und Zitaten vieler Protagonisten des Hippie-Zeitalters. HAIR soll in dieser Inszenierung eine Bewegung sein, die langsam anfängt, immer mehr Fahrt aufnimmt und schließlich alles mitreißt. HAIR ist und bleibt im wahrsten Sinne des Wortes: ein großer Trip! Ein Trip im Rausch des Lebens, das wir hier in all seinen Facetten auf der Bühne feiern. LET THE SUNSHINE IN!“

Langanhaltende stehende Ovationen, mehrere Zugaben und zahlreiche Zuschauer auf der Bühne, die nicht genug bekommen können.
Alle Aufführungen sind schon FAST ausverkauft!

Info: M.Kittner / Bad Hersfelder Festspiele Pressedienst
© Fotos: M.Kittner

 

M.Kittner

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