63. Bad Hersfelder Festspiele Premiere MONDLICHT UND MAGNOLIEN

Wieder eine gelungene Premiere bei den Bad Hersfelder-Festspielen. Ein unterhaltsamer Abend mit Tiefgang und Klamauk. Im romatischen Schloss Eichhof spornten viele Lacher des mitgehenden Publikums die Schauspieler zu Höchstleistungen an. Alle Beteiligten hatten Spass an der Vorstellung
Im Eichhof ist ein grüner Hügel entstanden. Dazu Regiestühle, ein Tisch … Gerade noch hat der erfolgreiche Hollywood-Regisseur Victor Fleming (Thomas Gimbel) hier Szenen zu DER ZAUBERER VON OZ gedreht. Da platzt sein Produzent David O. Selznick (Dirk Glodde) in den Film-Set. Im Schlepptau hat er den nicht minder erfolgreichen Autor Ben Hecht (Nikolaus Kinsky).
Selznik hat ein echtes Problem in diesem Jahre 1939 in Hollywood. Sein neuester Film VOM WINDE VERWEHT wird schrecklich. Er hat die Notbremse gezogen und die Dreharbeiten gestoppt. Wenn er den Film nicht retten kann, dann ist er pleite. Fleming und Hecht sollen ihm helfen.
Ben Hecht hat den Bestseller von Margaret Mitchell nicht gelesen. Er findet die Saga um Scarlett O’Hara und Rhett Butler, Melanie und Ashley scheußlich, für ihn ist es nur eine Liebesschnulze: MONDLICHT UND MAGNOLIEN-Kitsch. Selznick muss ihn überzeugen und gegen die Zeit kämpfen. Der Produzent sieht nur eine Lösung: er und die beiden „Retter“ müssen irgendwie zu einem neuen Drehbuch kommen. Und das in wenigen Tagen. Sie werden sich erst trennen, wenn das Buch fertig ist, so seine klare Ansage. Selznicks ergebene Sekretärin, Miss Poppenghul (Charlotte Puder) schleppt also alles ran, was gebraucht wird: Schreibmaschine, Erdnüsse, Bananen, Getränk …
Da das Buch von Margaret Mitchell sehr umfangreich ist, kann Hecht es auf keinen Fall auch noch lesen. Selznick und Fleming spielen also die komplizierte Handlung vor, schlüpfen in verschiedene Rollen und Hecht schreibt gleichzeitig das neue Drehbuch.
Regisseurin Constanze Kreusch und Bühnenbildnerin Petra Wilke (auch DER STURM) haben das rasante Spiel in einen Film-Set statt in das Büro des Filmproduzenten gelegt und schaffen damit zahlreiche zusätzliche komische Momente. Die Männer haben Zugriff auf Requisiten, die in einem Büroraum nie zu finden wären. Charlotte Puder kann außerdem in mehrere Rollen und mehr als ein Kostüm von Kostümbildnerin Christine Haller (auch DIE DREI MUSKETIERE) schlüpfen.
Alle kämpfen tapfer gegen Erschöpfung, Gereiztheit, Hunger und mit unterschiedlichen Meinungen. Sie durchleben das gesamte Melodram, Liebe, Geburten und Tod bis hin zur Zerstörung Taras im Bürgerkrieg. Und sie geraten in Gespräche über aktuelle Themen ihrer Zeit: In Europa zieht ein realer Krieg auf, auch in Hollywood ist es nicht einfach, ein Jude zu sein …
Charlotte Puder (auch Recha in NATHAN DER WEISE) und Dirk Glodde (auch Sultan Saladin in NATHAN DER WEISE) können dem Publikum in Bad Hersfeld weitere Facetten Ihres Könnens zeigen; Thomas Gimbel (DER STURM/DIE DREI MUSKETIERE/DER NAME DER ROSE) und Nikolaus Kinsky (DIE DREI MUSKETIERE/ DER NAME DER ROSE) kennt das Publikum ebenfalls aus der Stiftsruine und weiß bereits, wie vielseitig sie sind.
Ein urkomischer Parforceritt nicht ohne Tiefgang durch den Südstaatenroman und zahlreiche Absurditäten des Filmgeschäftes.
Schauspiel von Ron Hutchinson
Regie: Constanze Kreusch
Schloss Eichhof
Die 17 Vorstellungen sind ausverkauft. Die Mitarbeiter der Kartenzentrale empfehlen aber, es an der Abendkasse am Eichhof zu versuchen. Dort bieten häufig Besucher Ihre Karten an, wenn sie die Vorstellung doch nicht besuchen können.