100 Kunstwerke: The sewing room (44)
Endprodukt und Fertigung – Symbol der Industrialisierung „Die Nähstube“ – „The sewing room“
István Csákány, geb. 1978 in Rumänien
Im Nordflügel des alten Hauptbahnhof, heute liebevoll „Kulturbahnhof“ genannt, zeigt der rumänische Künstler István Csákány unter der Kunstwerk Nummer 44 eine aus Holz geschnitzte Nähstube. Das Wort Nähstube minimiert die Arbeit des Künstlers, denn die Arbeitsstunden, die für diese filigranen Holzarbeiten nötig gewesen waren, blieben ungezählt.
Nicht nur, dass alle in einer Näherei vorhandenen Gerätschaften, wie zum Beispiel Bügelmaschinen, Nähmaschinen und Heißdampf-Anlagen aus Holz handgeschnitzt, gedrechselt oder gehobelt nachempfunden wurden, nein, der Künstler hat auch die stromführenden Kabelstränge und die Neonröhren der Deckenbeleuchtung originalgetreu aus Holz nachgebaut. Entweder durch gekonnte Drechsel-, Hobel,- oder Schnitztechnik.
Getrennt durch einen schmalen Gang, auf dem die Besucher an den einzelnen Arbeitsplätzen vorgebeigehen, befinden sich gegenüber der nachgebauten Werkstatt auch die Endprodukte, die an den einzelnen Arbeitsplätzen hergestellt wurden. Zusammengenommen mit der Nähstube, der man nicht ansieht ob sie vor einer Stunde oder vor einem Jahr von denen die einmal dort arbeiteten verlassen wurde, bildet sich zusätzlich ein Verweis auf die abwandernde Textilindustrie. So passt diese Arbeit in den Kasseler Hauptbahnhof und seinem eigenen Infrastrukturwandel.
Die Geräte und die Maschinen sind wie die gesamte Werkstatt in höchst aufwendigem Maß den Originalen nachempfunden. Das Aufsichtspersonal an diesem Kunstwerk hatte alle Hände voll zu tun, um die Besucher an dem Anfassen der Holzarbeiten zu hindern.
© 2012 NHR Text; L.Müller Fotograf: H.Jacob
GEO: 51.319871,9.486648