Naturfototage ein voller Erfolg
Am vergangenen Wochenende trafen sich Naturfotografen und Fotofans im Bürgerhaus in Gudensberg zu den 1. Nordhessischen Naturfototagen. Dass schon im Vorfeld der Samstag ausverkauft war, zeigt sicher, wie groß das Interesse an dieser Veranstaltung war. Auch der Sonntag zeigte einen vollen Saal, in dem nur noch wenige Plätze unbesetzt waren.
Uwe Spohr, selbst Naturfotograf, zeigte sich ausgesprochen begeistert von der Veranstaltung. Besonders der erste Redner vom Samstag hat einen bleibenden Eindruck bei ihm und auch bei anderen Gästen hinterlassen. Der freie Vortrag von Dieter Damschen war so mit Witz gespickt, dass das Publikum sich sprichwörtlich am Boden gewälzt hat, wie es Spohr ausdrückte. Auch die Vorträge von Sandra Bartocha und Marko König (beide GDT) haben ihm sehr imponiert. Spohr war auch einer der wenigen, die das Glück hatten, sich zu einem der Workshops rechtzeitig angemeldet zu haben. Die beiden Workshops mit Dr. Hans-Peter Schaub waren schon kurz nach der Ankündigung ausverkauft. Der Referent, der seit 2001 als Chefredakteur für die Zeitschrift „Naturfoto“ tätig ist, hat das Thema mit Witz und Charme präsentiert und blieb laut Auskunft von Spohr „keine Frage schuldig“. Aber auch die Vorträge kamen beim Publikum ausgezeichnet an.
Werner Bollmann ist kein Mann vieler Worte, er leitet seinen Vortrag „Nordische Momente“ ausgesprochen minimalistisch ein. Doch trotz einer gewissen Wortkargheit schafft er es, mit Witz und Charme den Bann zu brechen und die Besucher auf seine Reise in den europäischen Norden einzustimmen. Nach wenigen Minuten dann ließ er für den Rest der Zeit seine eigenen Fotos und die von Co-Autor Winfried „Winnie“ Wisniewsky sprechen. Bären, Pflanzen, Landschaften, Seevögel, … die „Bildsprache“ fesselt die Zuschauer, und die von der Kollegin Sandra Bartocha sehr einfühlsam ausgesuchte Musik tut ein Übriges. Dezente Überblendungen und angenehm lange Standzeiten der Fotos lassen es zu, dass man diese nordischen Momente entspannt genießt. Tosender Applaus ist das Lob für den Künstler, der sich ansonsten in großer Bescheidenheit übt.
Mit „Das Sterben der Riesen“ untertitelt präsentierte der Diplom-Geologe Dr. Hinrich Bäsemann einen stark wissenschaftlich geprägten, aber dennoch verständlichen Vortrag über den Klimawandel. Bäsemanns Vortrag war entscheidend durch persönliche Erfahrungen und Fotos geprägt, die den Rückgang verschiedener Gletscher in der Nordpolar-Region im Laufe der letzten Jahrzehnte zeigen. Sein persönliches Fazit: Die messbaren Rückgänge der Gletscher in der Nordpolarregion übertreffen selbst die pessimistischsten Modelle der Wissenschaftler.
Obwohl gerade das Thema „Klimawandel“ kaum im klassischen Sinne zur Naturfotografie zu passen scheint, ist doch auch die Beschäftigung mit den Fragen des Erhalts der Natur unterschwellig für jeden Naturfotografen ein Thema. Denn wenn diese Natur eines Tages nicht mehr vorhanden ist, wird uns allen nicht nur die Grundlage für diese spezielle Fotografie, sondern auch unsere Lebensgrundlage entzogen. Grund genug für ein wenig „erhobenen Zeigefinger“ in einer Veranstaltung schöner Bilder, um den Gedanken wach zu halten. Dies hat Dr. Bäsemann ausgezeichnet geschafft.
Manfred Delpho bildete mit seinem Vortrag über den „Yellowstone Nationalpark“ den Abschluss der Veranstaltung. Er wurde einleitend gefragt, was er denn vor seiner Zeit als professioneller Naturfotograf gemacht habe und was denn seine gefährlichste Situation gewesen sei. Als er antwortet, er sei vorher Soldat gewesen, erwarteten wohl viele eine Geschichte aus der militärischen Ecke. Es habe so gut wie keine gefährlichen Situationen gegeben, antwortet er, nicht einmal mit Grizzly-Bären, deren Übergriffe auf Menschen sehr selten seien. Im Laufe seines Vortrags kommt dann aber doch die Warnung, dass man beim Fotografieren kämpfender Elche schon etwas aufpassen müsse. Die emotional aufgewühlten Tiere würden keinen Gedanken an ihre Umgebung verschwenden, wenn sie um die Vorherrschaft der Gruppe kämpfen.
Der Yellowstone war bei seiner Gründung am 1. März 1872 weltweit der erste Nationalpark. Er liegt in der Caldera des Yellowstone-Vulkans, der eine Fläche von 80 x 40 Kilometer bedeckt, was das Vorkommen von heißen Quellen und Geysiren erklärt. Wir erfahren, dass es sehr viele verschiedene Geysire gibt, die sich in der Höhe und dem Rhythmus unterscheiden. Aber nicht nur diese Naturschauspiele, sondern unter anderem auch Bisons, Grizzlies, Elche und Wapitis (was in der Sprache der Shawnee-Indianer „weißes Hinterteil“ bedeutet) bekommen wir gezeigt.
Besonders interessant war an diesem Vortrag, dass Delpho alle Aufnahmen damals noch auf Kleinbild-Dias gemacht hat. Diese wurden dann digitalisiert und aufbereitet, bevor sie zu einer multimedialen Schau zusammengestellt wurden. Hätte er es nicht erwähnt, wäre wohl kein Zuschauer auf diese Idee gekommen. Die analoge Fotografie mag im Gefühl der Allgemeinheit tot sein, aber schlecht war sie auf gar keinen Fall.
Am Rande der Vorträge gab es zwei Fotoausstellungen und einige Händler waren mit ihrem Angebot präsent. Die Regionalgruppe 11 der Gesellschaft Deutscher Natur- und Tierfotografen (GDT) zeigte „Vielfalt Natur — ein Streifzug durch Nordhessen“. Dieses Thema war auch Bestandteil eines Vortrages am Samstag.
Nikon bot einen Clean&Checkup-Service, was auch eine professionelle Sensorreinigung einschließt. Dies ist bei digitalen Kameras oft ein Problem, da man hier eine große Sorgfalt an den Tag legen muss. Mit einem einfachen Staubtuch sollte dies auf keinen Fall versucht werden, das Ergebnis wäre verheerend.
In den Pausen konnten Stative, Rucksäcke und Tarnzelte betrachtet werden, und die Händler standen für Fragen zur Verfügung.
Zum Abschluss wurden noch die Sieger des Fotowettbewerbs einer lokalen Tageszeitung und der Stadt Gudensberg vorgestellt.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die auch seitens der Organisation ausgezeichnet abgelaufen ist. Naturfotografie auf hohem Niveau mit Referenten, die zum Teil selbst aus der Region kommen, zeigen, dass Nordhessen durchaus Qualität zu bieten hat. Leider gibt es hier viel zu wenige solcher und ähnlicher Veranstaltungen, so dass zu hoffen bleibt, dass aus den 1. Nordhessischen Naturfototagen noch viele weitere werden. Die Naturfototage könnten sich auch gut als Ergänzung zum Göttinger Fernwehfestival etablieren. Es ist mitnichten eine Konkurrenzveranstaltung, denn dort lautet das Thema eher „Reisefotografie“. Dann hätten wir schon zwei interessante Veranstaltungen im Jahr, die in erreichbarer Nähe sind.
UPDATE: Das Video zur Veranstaltung mit interessanten Interviews finden Sie auf Youtube.