Internet im Urlaub

_DSC1427~01So stark, wie das Internet in unser Leben Einzug gehalten hat, beginnen wir es zu vermissen, wenn es mal nicht mehr da ist. Auch mobile Geräte sind in zunehmendem Maße internetfähig, und da die Handyverträge hinreichend Datenkapazität beinhalten, haben wir uns daran gewöhnt, immer und überall „online“ sein zu können. Mal schnell bei Wikipedia etwas nachschlagen oder dict.cc für einen englischen Begriff zu verwenden ist sehr bequem. Aber was ist im Urlaub, wenn wir im Ausland sind? Da kann das Internet schnell sehr teuer werden.

Telefonieren im Ausland ist inzwischen fast überall möglich. Aber wer nicht aufpasst, läuft damit schnell in eine Kostenfalle, ohne es zu bemerken. Das böse Erwachen kommt nach dem Urlaub, wenn die Mobilfunkrechnung abgebucht wird. Aber dann ist es zu spät, noch etwas dagegen zu unternehmen.

Grundsätzlich sollten wir zwei Aspekte gesondert betrachten: Das Telefonieren und die Verbindung mit dem Internet. In beiden Fällen wird für das, was wir im Ausland benötigen, der Begriff „Roaming“ verwendet.

Roaming

Der englische Begriff „Roaming“ bedeutet wörtlich „Herumwandern“. Da die Telekom, BASE oder Vodafone auf den Malediven oder im Kongo nicht verfügbar sind, muss eine Alternative her. Ich gehe jetzt mal gedanklich von Gebieten aus, die immer noch mit der üblichen Infrastruktur ausgestattet sind. Satellitentelefone sind zwar auch technisch verfügbar aber sowohl in der Anschaffung als auch im Minutenpreis sicher jenseits der üblichen Urlaubskosten anzusiedeln.

Technisch gesehen wird bei Roaming im Ausland anstelle des Mobilfunknetzwerkes meines Vertragsanbieters eines verwendet, das vor Ort existiert. Die Verbindung läuft also z. B. über „Orange“ oder „Telia“, was dann statt dem eigenen Provider auf dem Display erscheint. Unsere Mobilfunknummer ändert sich nicht, wir sind also weiterhin wie gewohnt erreichbar. Alle unsere Freunde, die uns im Ausland anrufen wollen, brauchen sich um nichts zu kümmern, also auch keine besondere Vorwahl zu verwenden. Unsere Anrufer zahlen auch nicht mehr, denn für sie ist es kein Auslandsgespräch, sie rufen ja eine deutsche Handynummer an. Ganz anders sieht das für den Urlauber selbst aus, sowohl technisch, als auch kostenmäßig.

Wer im Ausland sein eigenes Handy benutzen und die Freunde in Deutschland anrufen oder per SMS kontaktieren möchte, muss die internationale Vorwahl von Deutschland vor die Rufnummer desjenigen setzen, den er erreichen möchte. Das macht man am besten schon vor der Abfahrt in aller Ruhe und trägt die geänderte Rufnummer ins Adressbuch ein. Für Gesprächspartner in Deutschland wird einfach die Zeichenfolge +49 vor die Nummer gesetzt, wobei man die „0“ der Ortsvorwahl entfernen muss. Wer also in Deutschland zum Beispiel die (erfundene!) Nummer 0561/47110815 hätte, wäre aus dem Ausland über +49 561 47110815 erreichbar. Erkundigen Sie sich am besten vorher, ob das Urlaubsland eine besondere Regelung hat. Im Allgemeinen dürfte die obige Regel aber stimmen. Diese geänderte Rufnummer kann übrigens auch nach der Rückkehr nach Deutschland problemlos weiterverwendet werden. Es entstehen nicht, wie früher angenommen wurde, höhere Kosten, nur weil man die Vorwahl mit verwendet.

Technisch ist Roaming also kein Problem, inzwischen bieten dies wohl alle Mobilfunkbetreiber an. Aber sie lassen es sich teuer bezahlen. Dabei zahlt der Urlauber sogar doppelt. Denn wenn er zuhause anruft, handelt es sich für ihn um ein Auslandsgespräch mit Roamingtarif. Wird er hingegen angerufen, zahlt er für die Weiterleitung des Gespräches, soweit es den ausländischen Betreiber betrifft. Die alte Regel „wer anruft, zahlt“ gilt im Auslandsurlaub also nur eingeschränkt. Noch teurer wird es, wenn ein Urlauber im Ausland einen anderen, der ebenfalls im Ausland ist, anrufen will. Dann wird das Gespräch über Deutschland geroutet, und das bedeutet noch höhere Kosten. Selbst wenn man nur die Frau im Hotelzimmer anrufen will, damit sie die vergessene Lektüre mit an den Pool bringen soll. Die in Deutschland gebuchte Flatrate greift hier also nicht. Bestimmte Gewohnheiten sollten im Urlaub ruhig mal hinterfragt werden. Ähnlich chaotisch sieht es aus, wenn im Urlaubsland Datenverkehr betrieben wird.

Internet im Ausland_DSC1443_2~01

Das Telefonieren wird man sich im Ausland sicher mal verkneifen können. Aber wie sieht es mit tumblr, Twitter, Facebook oder der Fotocommunity aus? All diesen liebgewonnenen täglichen Gewohnheiten, mit Leuten zu chatten, die man gar nicht persönlich kennt? Spätestens jetzt ist es empfehlenswert, sich vorab nach den Auslandstarifen des eigenen Providers zu erkundigen. Und die können sehr unterschiedlich ausfallen, selbst wenn man nur einen Provider recherchiert. Neben der Option, den vorhandenen Tarif zeitweilig etwas auszuweiten, bietet sich noch die Option an, im Ausland eine SIM-Karte vor Ort zu erwerben. Wo man vor einigen Jahren oft noch einen Einheimischen bitten musste, die Karte zu kaufen, kann man heute im Zuge des zusammenwachsenden Europas auch schon als EU-Ausländer eine Karte erwerben. Die Tarife sind dann im Allgemeinen deutlich günstiger, da man ja anstatt des Roamingvertrages einen Provider des Landes auswählt. Hinzu kommt, dass auch die im Vertrag eingeschlossene Datenmenge im Allgemeinen deutlich höher ausfällt, als wenn mittels eines deutschen Providers ein Auslandstarif gebucht wird.

Zum Vergleich seien nur einige Beispiele angeführt. Die Deutsche Telekom bietet für knapp 15 € ein Paket für Internet im Ausland an (http://www.t-mobile.de/roaming/0,25096,25649-_,00.html), das für eine Woche 150 MB schnelles Internet beinhaltet. Wie inzwischen typisch (daher der Hashtag #drosselkom) wird die Geschwindigkeit danach deutlich gedrosselt. ALDI-Talk bietet für 5 € ein Paket mit 60 MB an (http://www.alditalk.de/web/internet-prepaid-tarif/eu_internet_paket_60/) , das auch im Ausland nachgebucht werde kann, wenn die Karte genügend Guthaben aufweist. Der schwedische Provider Telia (http://www.telia.se/privat/international/using_your_mobile/internet_service) verkauft hingegen 5 Gigabyte (!) für 299 schwedische Kronen (ca. 35 €), die ein halbes Jahr gültig sind. Dazu kommt noch 100 SEK einmalig für die SIM-Karte, die nach dem Verlassen des Landes noch 1 Jahr gültig ist. Für 2 Wochen Schwedenurlaub bekommt man vor Ort für etwa den gleichen Preis mehr als die 30fache Menge an Datenvolumen im Vergleich zu T-Mobile, und das zu gleichbleibend hoher Geschwindigkeit.

AndroidAngebunden

Aber was, wenn die ganze Familie ein Ferienhaus mietet, und jeder sein eigenes Smartphone mitnimmt? Dann kann es mit Roamingtarifen sehr schnell teuer werden. Das Zauberwort heißt „Tethering“. Auch dieser englische Begriff ist eher im übertragenen Sinne zu verstehen, denn die wörtliche Übersetzung „Anbinden“ oder „Anketten“ klingt etwas seltsam. Gemeint ist dabei folgendes: Auf einem Gerät wird mittels eines erschwinglichen Mobilfunkvertrages z. B. eine UMTS-Verbindung mit Datenroaming aktiviert, oder wie oben beschrieben eine Karte eines lokalen Providers. Per Tethering wird diese Verbindung über WLAN oder Bluetooth freigegeben. Alle anderen Geräte, die sich in Reichweite befinden (für ein Ferienhaus nebst Grundstück allemal ausreichend), können sich mit dem Netzwerk verbinden und darüber ins Internet gehen. Das WLAN bietet dabei die gleiche Sicherheit wie zuhause mit dem WLAN-Router auch (WPA2/PSK). Die Nachbarn können die Mobilfunkverbindung also nicht nutzen.

Die Geschwindigkeit ist dabei kein Problem, Hauptsache das Datenvolumen ist groß genug. Allerdings sollte man die Softwareupdates oder Streamingdienste lieber deaktivieren, da es sonst schnell aufgebraucht ist. Insbesondere wenn ein Windowsrechner an diesem Netzwerk hängt, sollte unbedingt darauf verzichtet werden, Windowsupdates im Hintergrund zu ziehen. Für die paar Wochen Urlaub kommt der Laptop sicher auch mal ohne Update aus. Auch Videotelefonie über Skype sollte man sich gut überlegen. Dagegen ist ein Chatprogramm in aller Regel wohl kein Problem.

Je nachdem, welches mobile Gerät man verwendet, mag es aber auch einige Hürden geben. Mein Tablet mit Android 4.2 hat damit z. B. keine Probleme, ein Freund berichtet über das iPad allerdings im Stile „geht nicht, gibt’s doch“. Und auf einem Windows-7-Laptop ging es auch nicht so richtig. Das Einrichten eines Ad-hoc-Netzwerkes klappte zwar, aber ohne die Möglichkeit, dass andere Geräte eine WLAN-Verbindung herstellen können, nützt das wenig. Auch hier sind also Recherchen vorab angesagt, vielleicht sogar schon vor dem Kauf des Gerätes. Und wenn nicht jetzt, dann aber ganz sicher rechtzeitig vor dem nächsten Urlaub.

© 2013 NHR TEXT / Fotograf: Der Sehfahrer

In diesem Sinne: Gute Erholung! Mit oder ohne Internet

Ach ja, und: Android rulez

 

Sehfahrer

Als Amateurfotograf bewege ich mich oft in den Lebensbereichen anderer Menschen. So interessant das ist, so schwierig ist manchmal die Abgrenzung zwischen Neugier und höflicher Distanz. Durch meine Tätigkeit als freier Journalist versuche ich nun, Bild und Sprache zu einer Einheit zu verbinden.

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