Hat Deutschland eine schlechte WLAN-Infrastruktur?

Hat Deutschland eine schlechte WLAN-Infrastruktur?
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Der Zugang zu schnellem und stabilem Internet ist einer der Merkmale für eine funktionierende Volkswirtschaft – nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs. Deutschland ist eine der führenden Wirtschaften Europas und Tech-Standort. Das Land wird jedoch häufig von seinen Bürgern und heimischen Unternehmen für die mangelnde Qualität seiner Internetverbindungen kritisiert. 

Lässt die WLAN-Infrastruktur in Deutschland tatsächlich zu wünschen übrig?

WLAN in Deutschland

Wer regelmäßig innerhalb Deutschlands reist oder sich auf öffentliches WLAN verlässt, kennt das Problem: instabile Verbindungen, langsame Ladezeiten oder komplette Ausfälle. Besonders auffällig ist das auf Bahnhöfen, Flughäfen oder in Zügen der Deutschen Bahn. Reisende im ICE sollen laut Bahn schon seit geraumer Zeit vom kostenlosen WLAN profitieren können.

Viele Fahrgäste berichten allerdings weiterhin von Verbindungsabbrüchen oder geringen Bandbreiten. Was in vielen Nachbarländern bereits selbstverständlich ist, fehlt in Deutschland noch in vielen Regionen. Das ist die flächendeckende Glasfaserabdeckung (FTTH/FTTB) außerhalb der Städte. Von deren Verfügbarkeit profitieren momentan etwa 36 % der Haushalte (etwa 16 Millionen deutsche Haushalte). 

Dies ist für ein funktionierendes Homeoffice wichtig und führt bei vielen Bürgern zu Frustration. Gamer benötigen schnelle Internetverbindungen ohne Verzögerungen, vor allem wenn sie online rollenspiele kostenlos herunterladen möchten. Die Rollenspiele erfordern ein schnelles Handeln, um Aktionen in Echtzeit abzuschließen. Zudem findet man in diesem Genre eine hohe Grafikqualität, die erstklassige Latenzen benötigt. 

Ein internationaler Vergleich

In internationalen Vergleichen schneidet Deutschland beim Thema Konnektivität in der Regel nur mittelmäßig oder sogar unterdurchschnittlich ab. Laut dem Speedtest Global Index von Ookla (Stand Anfang 2025) liegt Deutschland bei der mobilen Internetgeschwindigkeit weltweit nur im Mittelfeld. Das Land wird von Ländern wie Südkorea, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Nachbarländern wie den Niederlanden und der Schweiz überholt. 

In baltischen Staaten wie Estland ist kostenloses Internet für alle Nutzer längst Normalität. In Deutschland besteht hier noch Nachholbedarf.

Gründe für die schwache WLAN-Infrastruktur

Es gibt vielfältige Ursachen für die teils schwache WLAN-Infrastruktur:

  • Hohe Anzahl an Anbietern: Deutschland hat zahlreiche Internetanbieter auf regionaler Ebene. Vielfalt kann zwar Wettbewerb fördern, führt aber wiederum dazu, dass Standards nicht einheitlich erfüllt werden. Die Investitionen können nicht zentral gebündelt erfolgen.
  • Zögerlicher Netzausbau: Der Ausbau von Glasfaser und 5G-Netzen verläuft schleppend. Während skandinavische Länder bereits flächendeckend moderne Infrastruktur nutzen, hängen Deutschlands Nutzer teilweise noch immer am Kupferkabel.
  • Strenge Datenschutzgesetze: Früher konnten Betreiber offener WLANs haftbar gemacht werden, wenn Dritte über ihr Netzwerk illegale Aktivitäten verübten. Das Telemediengesetz setzte solchen Vorhaben allerdings klare Grenzen. Besonders im Urheber- und Markenrecht spielte die Störerhaftung eine Rolle. Dies schreckte viele Anbieter davon ab, überhaupt WLAN bereitzustellen.
  • Komplizierter Zugang: In vielen Fällen ist der Zugang zu öffentlichem WLAN umständlich. Nutzer müssen sich registrieren, Häkchen setzen, E-Mails bestätigen – das schreckt viele ab. In Deutschland kann es sogar schwierig sein, online zu gehen.

Initiativen zur Verbesserung der Konnektivität

Deutschland ist sich dieser Herausforderungen bewusst und Initiativen zur Verbesserung der WLAN-Infrastruktur werden kontinuierlich umgesetzt. Viele Städte sind mit kostenlosem WLAN ausgestattet. Ebenso verfügen viele Cafés, Restaurants und Hotels inzwischen über stabilere Verbindungen.

Der Staat fördert zudem verstärkt den so wichtigen Glasfaserausbau, besonders in ländlichen Regionen, wo der Bedarf besonders groß ist. Bis 2030 können sich nahezu alle Haushalte auf Zugang zu Glasfaser und 5G freuen – so die Gigabit-Strategie der Bundesregierung. Die großen Anbieter wie die Deutsche Telekom oder Vodafone bauen kontinuierlich ihre Netze aus und modernisieren die bestehende Infrastruktur. 

Es werden Bemühungen zur Verbesserung der Konnektivität unternommen. Ein flächendeckender Hochgeschwindigkeits-Internetzugang bleibt jedoch eine Herausforderung.

Es gibt Luft nach oben –  Verbesserung ist in Sicht

Für Deutschlands schwächelnde WLAN-Infrastruktur gibt es noch Luft nach oben. Letzteres wird vor allem von kleinen Unternehmen und für das Homeoffice für komplexere Anwendungen dringend benötigt. 

Die Initiativen der letzten Jahre zeigen aber, dass das Problem erkannt wurde und Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen werden. Die digitale Zukunft wird auch in Deutschland kommen – nur etwas langsamer als bei einigen unserer Nachbarn.

NHR

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