Einfach nur „Danke“

Bücher (Symbolfoto) Foto: Robert Agthe (flickr)
Bücher (Symbolfoto)
Foto: Robert Agthe (flickr)
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Ein Einzelfall kann niemals als Erklärungsmuster für einen komplexen Zusammenhang herangezogen werden, das liegt in der Natur der Sache. Wenn ein Sachverhalt „komplex“ ist, heißt das eben, dass die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung nicht leicht erkennbar ist. Komplex ist nicht gleich kompliziert. Mathematik ist kompliziert, aber erlernbar. Wetter ist komplex, zwischenmenschliche Beziehungen sind komplex. Immer geht es darum, eine Übersicht zu bekommen, und das ist gerade bei dem sehr aktuellen Thema „Flüchtlinge“ nicht wirklich einfach.

Eine liebe Freundin hat mir dieser Tage eine kleine Geschichte zugeschickt, die gut in die Weihnachtszeit passt. Fernab von allem Chaos geht es um die Flüchtlinge, die in Besse eine vorläufige Bleibe gefunden haben. Nein, es ist keine Katastrophenmeldung, also nichts für die Mainstream-Medien. Aber gerade zu Weihnachten ist es auch mal erlaubt, einfach „Danke“ zu sagen. Und dieses „Danke“ ist umso wertvoller, als es von einer Personengruppe kommt, über die zumeist eher negativ berichtet wird. Auch wenn die Personen vermutlich Moslems sind und daher zu unserem Weihnachtsfest nicht dieselbe Beziehung haben wie wir, so passt die Geschichte doch wunderbar in diese Zeit. Wichtig ist nur, auch nach Weihnachten all dies nicht zu vergessen.

Vielleicht ist diese Begebenheit einer der klassischen „Einzelfälle“. Ein Erklärungsschema, das immer wieder dann gern herangezogen wird, wenn etwas unbequem ist und nicht zur eigenen (vorgefassten?) Meinung passt. Vielleicht sind aber auch all die anderen Fälle, über die so zahlreich berichtet wird, in der Gesamtsicht eben genau dies: Einzelfälle. Wir wissen es nicht, aber wir sind der Ansicht, dass eine ausgewogene Berichterstattung beiden Seiten Raum geben sollte.

Hier nun die Geschichte.

 

Dankeschön für außergewöhnliche Geschenke

Von Barbara Irmscher

Deutsch-BuchhandlungWoher kommen diese Geschenke, die weder für einen Geburtstag, für Weihnachten oder einen der sonst üblichen Anlässe bestimmt sind und teils mit persönlichen Grüßen auffallen?  Da ist z.B zu lesen „von Holger“, auf einem anderen „einen guten Start“, oder auch „Viel Erfolg, Gesundheit und ein frohes 2016“ und „zum Start in ein neues Leben – Brigitte“, und mit „Welcome!“ von Elisabeth oder ausführlicher „we wish you all the best for the future“ von Dieter. Sie ahnen vielleicht, dass es sich um Geschenke für Flüchtlinge handelt. Das Besondere daran ist, dass es sich um Bücher handelt, Bücher zum Erlernen der deutschen Sprache, gespendet über die Aktion „Bücher öffnen Türen“ der Brencher Buchhandlung (Homepage, Facebook) in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Flüchtlinge und der Christusgemeinde in Kassel-Wilhelmshöhe (Kontakt: Pfarrer Lars Hillebold).

Ich konnte es kaum glauben, dass sich während eines Gespräches über die schwierige Suche nach geeigneten Unterrichtsmaterialien für die bei uns angekommenen Flüchtlinge die Lösung fast vor der Türe lag, in der Wilhelmshöher Buchhandlung Brencher. Dort angekommen, sah ich zunächst vor lauter Büchern keine speziellen für den Deutschunterricht geeigneten. Doch beim Nachfragen wurde ich zu einem Regal geführt, in dem Bücher mit eben diesen Beschriftungen, bzw. mit weißen Banderolen, standen. Hier sollten die Flüchtlinge selbst ihre Auswahl treffen können. Es war überwältigend. Mit diesen Informationen fuhr ich beflügelt schnurstracks zu unseren Flüchtlingen und vereinbarte eine Buchfahrt für den nächsten Tag.

So kam es, dass ein mehrsprachiger afghanischer Ingenieur und ein afghanischer Analphabet für sich und ihre Mitflüchtlinge fast zwei Stunden staunend und fragend sich durch die Auswahl an ihr Lernmaterial heran tasteten. Über das Wunder in Deutschland sich austauschend habe ich sie das erste Mal lächelnd und hoffnungsvoll erlebt. Noch in der Buchhandlung fragten sie, wie sie sich bedanken könnten. Dieser Leserbrief steht für ein tiefes Dankeschön und für die Hoffnung, Deutsch lernen zu können, auch wenn die Zukunft noch ungewiss ist.

Eine friedvolle Zeit, Gesundheit und Glück wünschen
Abdullah, Najib Allah und Barbara vom Deutsch-Team aus Besse

Christoph Jüngling

Ich bin seit über 25 Jahren selbständiger Softwareentwickler und IT-Berater. Für die Nordhessen-Rundschau schreibe ich unter anderem über IT-relevante Themen mit der Hoffnung, die Hintergründe auch für Laien verständlich zu machen. Denn besonders in der IT-Welt gilt: "Nichts ist so, wie es scheint."

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