100 Kunstwerke: Maria Thereza Alves „The Return of a lake“
„Ein See kehrt zurück“ – The Return of a lake“
Maria Thereza Alves, geb. 1961 in Sao Paulo
Im Ottoneum unter dem Kunstwerk Nummer 9 gibt es etwas ganz besonders anschauliches zu betrachten. In aufwendigster Kleinarbeit zeigt Maris Thereza Alves in mehreren dreidimensionalen Modellen, wie die Natur den durch die Besiedlung der Menschen veränderten Chalco- See zurück geführt hat.
Die Künstlerin Maria Thereza Alves erforscht in ihren Arbeiten soziale und gesellschaftliche Phänomene. Sie arbeitet besonders in und mit Situationen, die die sozialen Verhältnisse in Frage stellen.
„The Return of a Lake“ versammelt Texte und Bilder, die sich mit der Geschichte des Chalco-Sees befassen und die kulturellen, ökologischen und politischen Trans- und Deformationen ausleuchten. In vor-spanischen Zeiten war die Gegend ein ökonomisch und kulturell wichtiges Zentrum. Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts der brutale spanische Unternehmer Íñigo Noriega die wichtigste natürliche Ressource – den See – trockengelegt hat, ist das Gebiet heute ein ökologisch geschädigter und sozial zerrütteter Vorort an der Peripherie Mexiko Stadts. Obwohl die Realität aussichtslos erscheint, kämpft ein Teil der Ortsgemeinschaft für den Erhalt der indigenen Kultur – und schöpften Hoffnung aus dem wiederkehrenden Tláhuac-Xico-Sees.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Ureinwohner baute Maria Thereza Alves für die Documenta (13) mittels indigener Techniken geschaffene künstliche Inseln, die der Landwirtschaft auf der Fläche des Sees dienen sollen und somit, so die übereinstimmende Meinung der Experten, die nachhaltigste Bewirtschaftung ermöglichen.
So soll das Projekt nicht nur die Austrocknung des Sees und ihre Folgen thematisieren, sondern auch auf eine größere gesellschaftliche Frage hinweisen: Wie kann der Mensch nicht nur Infrastrukturen, sondern auch regionale, kulturelle und ökologische Identität wieder herstellen?
® NHR 2012 Text L.Müller Fotograf: H.Jacob