100 Kunstwerke: Kader Attia — The Repair … (17)

Kader Attia: The Repair …

Es könnte eine überdimensionale Ahnengalerie sein, in die man hineingerät. Auf freistehenden Blechregalen werden Büsten aus Holz präsentiert, aber wieder einmal stimmt etwas damit nicht. Ob es genetische Veränderungen sind oder die künstlerisch verbrämte Sichtweise des Bildhauers auf die Personen, bleibt für mich zunächst offen. „Zerstörung und Wiederaufbau“, auch hier scheint dieses Motto irgendwie zu passen — und doch auch wieder nicht.

Geboren in Dugny, Seine-Saint-Denis (Frankreich) lebt Kader Attia heute in Berlin. Seine Kindheit scheint er im Wechselspiel zwischen Algerien und dem Pariser Vorort verbracht zu haben. Seine Werke leben von der Spannung zwischen äußerlich-sinnlichem Reiz und kontroversen Inhalten, schreibt das documenta-Begleitbuch. Genaugenommen könnte diese Aussage auf viele Kunstwerke zutreffen. Zwischen den Büsten liegen Dokumentenstapel herum, die angeblich im historischen Kontext hier platziert worden sind.

Das Projekt, das Kader Attia für die dOCUMENTA (13) entworfen hat, heißt The Repair from Occident to Extra-Occidental Cultures und ist maßgeblich von seinen Erfahrungen während der Jahre geprägt worden, die er im Wechsel zwischen Algerien, Kinshasa und Brazzaville verbrachte. Es ist seine Faszination für afrikanische Objekte, die repariert worden waren, die dem hier gezeigten Stil innewohnt. Denn die Reparatur dieser Objekte erfolgte nicht so, wie wir uns das vorstellen. Man hat die Reparaturen sichtbar gemacht, so dass den Objekten gerade dadurch eine Veränderung mitgeteilt wurde, eine neue Ästhetik. So wenigstens sinngemäß der Ausstellungskatalog. Betrachtet man die Gesichter näher, so kann zumindest ich keine „neue Ästhetik“ darin finden. Vieles scheint mir eher aus dem Labor Dr. Frankensteins zu entstammen, auch wenn ich damit dem Künstler und seiner Intention vermutlich Unrecht tue. Vielleicht habe ich es aber auch einfach nicht verstanden. (Sf)

Standort: Fridericianum

Sehfahrer

Als Amateurfotograf bewege ich mich oft in den Lebensbereichen anderer Menschen. So interessant das ist, so schwierig ist manchmal die Abgrenzung zwischen Neugier und höflicher Distanz. Durch meine Tätigkeit als freier Journalist versuche ich nun, Bild und Sprache zu einer Einheit zu verbinden.

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