Völkerverständigung einmal anders
Es geht auch ganz ohne Stress, komplizierte Regelwerke und langatmige Diskussionen ohne wirkliches Ergebnis. Ohne Machtkämpfe und Respektfragen. Es geht nämlich dann, wenn der Respekt einfach da ist, und zwar gegenseitig. Das Deutsch-Japanische Sommerfest in Hannover war eine sehr interessante Erfahrung, wie Völkerverständigung auch funktionieren kann. So völlig unspektakulär eben. Man ist einfach da, feiert gemeinsam und sieht in den Unterschieden eine interessante Herausforderung, aber keine Konkurrenz. Was gäbe es auch sonst darüber zu sagen?
Die japanische Lebensart übt auf uns Europäer zuweilen eine starke Faszination aus. Die romantische Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár spielt in China, zeigt aber trotz aller Romantik letzten Endes, dass die Kulturen doch recht unterschiedlich sind. Der Film „Das kleine Teehaus“ zeigte uns, in der Nachkriegszeit spielend, eine japanische Kultur, die stets freundlich ist, niemals ausfallend wird und selbst eine Niederlage noch in einen Sieg zu verwandeln mag. Es wird anschaulich und mit einem Augenzwinkern dargestellt, wie die Amerikaner Schwierigkeiten hatten, den jeder Konfrontation ausweichenden Japanern ihre Lebensart aufzuzwingen. Dass die USA dies auch heute, 50 Jahre später, immer noch nicht aufgegeben hat, steht auf einem anderen Blatt und mag wohl zunächst eine Anmerkung für die Geschichtsschreibung sein. Neben der japanischen Stadt Hiroshima waren das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover, die Deutsch-Japanische Gesellschaft Hannover, der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover und das Hannover Congress Centrum Gastgeber des Sommerfestes.
Zunächst schien sich alles im Stadtpark zu verlaufen. Die Hannover Jazzsingers begrüßten die Gäste inmitten des Stadtparks. Zahlreiche Animexx-Fans standen, saßen und lagen verstreut herum. Ein kleiner Teegarten, in dem die Teezeremonien zu jeder vollen Stunde abgehalten werden sollten, wurde von einem jungen Mann an der Kasse betreut, der leider mit meiner Frage nach einer Fotografiererlaubnis sichtlich überfordert war. Doch dann nahm das Fest langsam Fahrt auf.
Taiko
Der rhythmische Schlag der großen Trommeln hallt über den Stadtpark und erzeugt mit jedem Schlag eine Resonanz in meinem Bauch. So muss es sein, wenn man Musik fühlen kann. Ich habe den Eindruck, als ob der Trommelspieler direkt in meinem Bauch sitzen würde. Ein nicht enden wollender Teppich von Schlägen rollt über die Zuschauer, die sich, gefesselt wohl auch von der Lautstärke, nicht einen Millimeter rühren. Die Rhythmen wechseln, mal schlagen alle synchron, mal wandert das Thema durch die Gruppe, um am Ende des Kreises wieder am Anfang anzukommen. Dann der letzte Schlag und noch ein letzter und ein allerletzter. Doch das war nur der Auftakt zu einer neuen Runde. Am Ende klatscht das Publikum und ruft begeistert nach einer Zugabe.
Es ist die Gruppe Nanami-Daiko, die diese interessante Performance vorgetragen hat. Wie Dagmar Becker erzählt, ist die Taiko (Tai-ko, dt. „dicke Trommel“) schon über 2000 Jahre alt. Sie wurde ursprünglich in Japan oder China als einzelne Trommel für religiöse Zeremonien eingesetzt. Später dann nutzten die Samurai sie, um auf dem Schlachtfeld den Gegner zu zermürben und auch, um Nachrichten zu übermitteln. Die musikalische Form, die trommeln zu einer Gruppe zusammenzufügen, ist dagegen erst ca. 35 Jahre alt und geht auf einen japanischen Jazzmusiker zurück.
Die Gruppe kommt aus Nordstemmen, und auf Ihrer Homepage sind noch weitere interessante Informationen zu finden. Ihr nächster Auftritt ist am 14. September in Bodenwerder in der Kulturmühle Buchhagen. Auf Wunsch kann Nanami-Daiko auch für Ihre Veranstaltung gebucht werden!
In Fulda gibt es übrigens auch eine Taiko-Gruppe, Fulda Taiko Dojo.
Bogenschießen
Wie man es aus den „Eastern“ genannten asiatischen Filmen kennt, steht der Bogenschütze zunächst unbeweglich. Es ist sein Ziel, sich innerlich zu zentrieren, eins zu werden mit dem Ziel. Dann, so sagt man, werde der Pfeil von ganz allein seinen Weg machen. Was in den Filmen immer so einfach aussieht, ist in der Wirklichkeit harte Arbeit. Langes Training und Disziplin sind erforderlich, um den Bewegungsablauf mit der Zielgenauigkeit zu vereinen. Das schallplattengroße Ziel muss auf eine Entfernung von ca. 50m getroffen werden. In dessen Mitte befindet sich ein schwarzer Zielpunkt von der Größe einer CD. Die vorführende Gruppe pflegt zusätzlich auch die überlieferten Rituale. Diese wirken etwas abgehackt, sind aber dennoch interessant. Leider ist der Herr, der Erklärungen abgibt, kaum zu verstehen.
Aikido
Aikido ist eine waffenlose Selbstverteidigung, die sich durch ihre Eleganz und die fließenden Bewegungen von anderen Kampfkünsten unterscheidet. Dennoch sind Schwert- und Messer-Attrappen aus Holz durchaus Bestandteil des Trainings. So lernen die Schüler, sich gegen entsprechende Angriffe zu verteidigen, ohne sich bereits im Training zu verletzen. Die Verteidigung erfolgt jedoch nur mit den Waffen, die dem Menschen angeboren sind: Hände, Füße, Geschicklichkeit und Flexibilität.
Zwar hat man es in der modernen Welt kaum noch mit Schwertkämpfern zu tun wie in dem Film „Highlander“, doch Messerangriffe sind zweifellos real. Dennoch sollte niemand die Gefahr unterschätzen, die von einem erfahrenen Messerkämpfer ausgeht. Was auch hier noch spielerisch wirkt, im Ernstfall ist jeder noch so kleine Fehler unter Umständen tödlich. So bleibt auch Aikido eher ein Kampfsport mit der Betonung auf der zweiten Worthälfte.
Teezeremonie
Die Teezeremonien wurden im japanischen Teegarten abgehalten, doch mangels verlässlicher Informationen bezüglich einer Fotoerlaubnis habe ich daran nicht teilgenommen. Die anderen Vorführungen waren so faszinierend, dass ich selbst die letzte Zeremonie verpasst habe. So bleibt am Ende nur der Link zurück auf die DJG, wo es ausführliche Informationen über Tee und die Teezeremonien gibt.