Küsse unter dem Mistelzweig

Küsse unter dem Mistelzweig
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NABU: Mystische alte Heilpflanze ist nachhaltiger Adventsschmuck

Wetzlar – Misteln sind in der Weihnachtszeit mittlerweile auch bei uns eine beliebte, trendige  Dekoration. Die kugelig wachsenden Pflanzen werden gern über Türrahmen gehängt – nach altem Brauch aus England und den USA soll ein Kuss unter dem Mistelzweig für Liebesglück sorgen. Die Mistel war bei den Germanen und Kelten eine verehrte, seltene Pflanze und ihr wurden nicht erst seit Asterix und Obelix Heilkräfte zugeschrieben. Heute stellt sie in einigen Regionen Deutschlands eine Gefahr für Obstbäume und insbesondere die Streuobstwiesen dar. „Die Pflanzen leben als Halbschmarotzer und entziehen dem Wirt mit ihren Saugwurzeln Wasser und Nährstoffe. Besonders gefährlich wird es für Bäume, die nicht regelmäßig gepflegt werden“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen „Für die Streuobstwiesen in Hessen sind Misteln inzwischen zum massiven Problem geworden.“ Besonders häufig betroffen sind Apfelbäume. „Seit einigen Jahren beobachten wir zunehmend Mistelbefall auch an Birnen“, so Eppler.

Zu Dekorationszwecken kauft man am besten heimische Mistelzweige von Streuobstwiesen mit Apfel- oder Birnenbäumen, da sich die Mistel dort immer weiter ausbreitet. Die Grundstückseigentümer müssen um Erlaubnis gefragt werden, wenn man für den privaten Gebrauch Misteln schneiden möchte. Auf dem eigenen Grundstück kann man sie noch den ganzen Winter über an frostfreien Tagen schneiden, denn so wird die Vitalität der Bäume erhalten. Misteln stehen übrigens nicht unter Naturschutz und dürfen auch ganzjährig aus befallenen Obstbäumen entfernt werden.

Verbreitung der Mistel

Die Laubholz-Mistel (Viscum album) wächst als zweihäusige Pflanze (männliche und weibliche Pflanzen) auf Obstbäumen (vorrangig Apfel, aber auch Birne), sowie an Laubgehölzen wie Pappel, Weide, Birke, Hasel, Robinie, Linde und Ahorn. Mit den länglichen, immergrünen Blättern und den runden weißen Beeren fällt sie vor allem auf. winternackten Bäumen auf, wo sie weithin sichtbare Kugeln bildet. Mistel- , Sing- und Wacholderdrosseln naschen gern von den Beeren, aber auch andere Vögel wie Stare, Kernbeißer oder Rabenvögel. „Zur Vermehrung der Mistel hat sich die Natur einen ganz besonderen Trick ausgedacht: Ihre weißen Früchte sind so klebrig, dass ein Teil davon an Vogelschnäbeln haften bleibt. Wetzen sie ihren Schnabel an einem Zweig oder Ast oder hinterlassen dort ihren Kot, kleben die Mistelsamen an der Rinde des künftigen Wirtsbaumes fest. So kann sich die Mistel über mehrere Kilometer verbreiten“, erklärt der Biologe Eppler. Treibt dann der Samen aus, bildet sich zunächst eine Haftscheibe, um der Jungpflanze Halt zu garantieren. Die Saugwurzeln bohren sich in die Rinde des Wirtsbaumes ein, um dessen Leitungsbahnen zu erreichen. Die Mistel zapft als Halbschmarotzer Wasser und Mineralstoffe ab, die der Baum aus der Erde zieht, betreibt selbst aber auch noch Photosynthese. Sie wächst eher langsam, erst im zweiten Jahr bildet sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen Laubblättern. Bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht, vergehen viele weitere Jahre.

Mehr Infos

Als Ursachen für die Ausbreitung der Mistel sehen NABU-Experten vor allem die unregelmäßige Pflege von vernachlässigten Streuobstwiesen, wo sich der Halbschmarotzer stark vermehrt und sich von dort aus weiter in der Umgebung verbreitet. Daneben begünstigen lange Trockenphasen wie in den letzten Jahren und der daraus resultierende Stress für die Obstbäume auch die rasche Ausbreitung von Misteln.

PM: NABU Landesverband Hessen e.V.

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