Der 15. MINT-Schüler:innenkongress am Schülerforschungszentrum Nordhessen


Der 15. MINT-Schüler:innenkongress des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN) bot über drei Tage hinweg erneut eine faszinierende Bühne für junge Talente, engagierte Referent:innen und spannende Projekte aus Wissenschaft, Technik und Umweltbildung. Vom Elektronenmikroskop über alternative Computertechnik mit Wasser bis hin zum Schutz von Fledermäusen – der Kongress zeigte eindrucksvoll, wie breit und lebendig die Welt der MINT-Fächer ist.

Elektronenmikroskopie zum Anfassen – Mit Wilfried Dreher (SFN)
In einem interaktiven Vortrag führte Wilfried Dreher die Teilnehmenden durch die Geschichte der Elektronenmikroskopie. Vom Kleinen zum noch Kleineren – mit praktischen Demonstrationen zeigte er, wie Präparate für das Elektronenmikroskop vorbereitet werden.

Besonders spannend: Das SFN verfügt seit Kurzem über ein gebrauchtes, aber neuwertiges Leica DMR Durchlichtmikroskop. Wilfried Dreher erklärte anschaulich die Besonderheiten des Geräts: Es ermöglicht verschiedene mikroskopische Verfahren – Hellfeld, Dunkelfeld, Phasenkontrast und Fluoreszenz – und übertrifft in Bildqualität und Kontrast alles, was man bisher gewohnt war. Die Darstellung wirkt fast dreidimensional, was nicht zuletzt an der exzellenten optischen Leistung liegt.

Ein weiteres Highlight: Der eigens am SFN entwickelte mobile, fahrbare Labortisch, der über eine Steuereinheit verfügt. Über eine Konsole lassen sich sowohl der Tisch als auch viele Funktionen des Mikroskops digital ansteuern – ein gelungenes Beispiel für innovative Technik im Bildungsumfeld.

Digitale Logik mit Wasser – Ein außergewöhnliches Projekt von Malte, Rafael und Jonas
Während elektronische Schaltkreise unser digitales Zeitalter prägen, denkt das Wassercomputer-Projekt von Malte, Rafael und Jonas Technik neu: Ihr Ziel ist es, digitale Logik ausschließlich mit Wasser umzusetzen – ganz ohne Elektronik. Statt Transistoren verwenden sie 3D-gedruckte Kugelventile, die den Wasserfluss als Äquivalent zum Strom steuern.

Die Komponenten übernehmen die Funktion von Transistoren in klassischen Schaltungen, mit dem Unterschied, dass hier Wasser fließt statt Strom. Das Projekt wächst kontinuierlich: Mittlerweile werden die Ventile im hochpräzisen Resin-Druckverfahren hergestellt – ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem FDM-3D-Druck in Stabilität und Genauigkeit.
Auch eine Anzeige- und Eingabekonsole – analog zu klassischen PCs – ist in Planung. Die drei Tüftler sind permanent dabei, ihre Erfindung weiterzuentwickeln, zu testen und zu verfeinern. Ein Projekt mit echtem Zukunftspotenzial!

Faszination Fledermaus – Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ mit Petra Geerdink (NABU)
Sie fliegen lautlos, sehen mit den Ohren und gelten als heimliche Helfer in der Schädlingsbekämpfung – Fledermäuse. In ihrem Vortrag vermittelte NABU-Referentin Petra Geerdink spannende Einblicke in das Leben dieser faszinierenden und zugleich bedrohten Tiere.

Im Fokus stand die Aktion „Fledermausfreundliches Haus“, mit der sich der NABU gemeinsam mit engagierten Hausbesitzer:innen für den Schutz von Fledermäusen einsetzt. Durch das Anbringen von Quartierhilfen, die Pflege alter Dachböden oder die Gestaltung fledermausfreundlicher Gärten kann jede:r einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz leisten.
Die Aktion bietet nicht nur praktische Tipps, sondern auch die Möglichkeit, das eigene Haus offiziell als „fledermausfreundlich“ auszeichnen zu lassen – ein sichtbares Zeichen für gelebten Naturschutz und biologisches Verständnis. Der Vortrag sensibilisierte für den praktischen Naturschutz vor der eigenen Haustür.

Super high – Hochfrequenzelektronik und der Bau eines Supermagneten mit Tim Schlebeck (SFN)
Mit dem Vortrag „Super high – Hochfrequenzelektronik und der Bau eines Supermagneten“ nahm Tim Schlebeck die Teilnehmenden mit auf eine Reise in die Welt der Hochfrequenztechnik und Kernspinresonanz (NMR).

Im Zentrum stand ein Jugend-forscht-Projekt, das sich mit den physikalischen Grundlagen der NMR und der dazugehörigen Hochfrequenzelektronik beschäftigt – ein Verfahren, das u. a. in der medizinischen Bildgebung und Materialforschung Anwendung findet.
Der eigens gebaute Supermagnet war dabei nicht nur ein technisches Highlight, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für die Verbindung von wissenschaftlichem Interesse, handwerklichem Können und Teamarbeit. Der Vortrag zeigte anschaulich, wie junge Menschen mit Neugier und Innovationsgeist in komplexe Forschungsbereiche eintauchen – und damit auch den Blick in die Zukunft der Technologie eröffnen.

Zurück zum Ursprung – Analoge Fotografie mit Hakon Hennig (SFN)
In Zeiten digitaler Sofortbilder setzt das Projekt von Hakon Hennig bewusst auf Entschleunigung und Handarbeit: Fotografieren mit einer selbstgebauten Kamera, belichten auf altem Fotopapier und klassische Entwicklung in der Dunkelkammer.

Der Zauber der analogen Fotografie liegt im Prozess selbst: Aus einem unscheinbaren Negativ entsteht durch chemische Prozesse ein sichtbares Positiv. Dabei kommen zwei bewährte Methoden zum Einsatz – die Kontaktkopie und die Vergrößerung. Bei der Kontaktkopie wird das Negativ direkt auf ein frisches Fotopapier gelegt, mit Glas beschwert und belichtet. Anschließend folgen die drei klassischen Bäder: Entwickler, Stoppbad und Fixierer.

Besonders reizvoll ist der Umgang mit altem oder überlagertem Fotopapier – denn dieses erzeugt oft überraschende Effekte wie Schleier, unregelmäßige Tonwertverläufe oder einzigartige Kontraste. So wird jede Aufnahme zu einem kleinen, unvorhersehbaren Kunstwerk mit individueller Handschrift.

Virtuelle Welten und rasante Action – VR-Arena mit Felix Kreyer (Future Space)
In der VR-Arena entführte Felix Kreyer die Besucher:innen in aufregende digitale Erlebniswelten. In einem actionreichen Spiel schlüpfen die Teilnehmenden in die Rolle einer Katze, erkunden das Haus der „Katzenoma“, hinterlassen dort Chaos und versuchen, den Highscore in diversen Minigames zu knacken.

Außerdem konnten sich die Spieler:innen in Duellen bei „Blaston“ messen – wer hat die schnellsten Reflexe am Blaster und kann den Leuchtkugeln des Gegners am besten ausweichen? Neben dem schnellen Wettbewerb bot die VR-Arena auch spannende Quests und Erkundungen in virtuellen Welten, die ein Eintauchen in interaktive Geschichten und Herausforderungen ermöglichten.

Sonnenbeobachtung an der Sternwarte mit dem Astronomischen Arbeitskreis Kassel e.V.
Der Astronomische Arbeitskreis Kassel e.V. lud ganztägig zur Sonnenbeobachtung auf der Schulsternwarte ein. Bei klarem Himmel konnten Besucher:innen die Sonne sowohl im Weißlicht als auch im H-alpha-Licht beobachten. Besonders eindrucksvoll waren die sichtbar werdenden Protuberanzen am Sonnenrand – imposante Ausbrüche und Strukturen, die den dynamischen Charakter unseres Zentralgestirns zeigen.

MINT-Ferien Hessen 2025
Wer sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik interessiert, sollte sich die MINT-Ferien Hessen 2025 nicht entgehen lassen. Ab dem 7. Juli 2025 öffnen der Future Space und das Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN) erneut ihre Türen für junge Entdeckerinnen und Entdecker ab etwa 12 Jahren.
In der ersten und fünften Sommerferienwoche erwarten die Teilnehmenden spannende Workshops rund um die MINT-Fächer. Hier geht es nicht nur um Theorie – im Mittelpunkt stehen praktisches Arbeiten, kreatives Experimentieren und gemeinsames Gestalten.
Angeboten werden unter anderem:
– Forschungs- und Technikprojekte
– Programmier- und Robotik-Workshops
– Einblicke in Astronomie, Physik, Chemie und mehr
Veranstaltungsorte:
Future Space und SFN in Kassel
Weitere Informationen und Anmeldung: https://mint-ferien-hessen.de/alle-angebote/veranstaltungsort_-kassel/
Ob Technik, Naturwissenschaft oder Informatik – bei den MINT-Ferien ist für jede und jeden etwas dabei.
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