Kasseler Wettertagebuch von 1768 gefunden

Ausschnitt aus dem Wettertagebuch des Johann Matthias Matsko. Foto: Uni Kassel.

Bei Digitialisierungsarbeiten für die Online-Plattform ORKA wurde kürzlich in den Handschriftenbeständen der Universitätsbibliothek Kassel ein 250 Jahre altes Wettertagebuch aus Kassel wiederentdeckt.

In dieser Handschrift (2° Ms. astron. 8[21) erfasste Johann Matthias Matsko, der Mathematikprofessor am Kasseler Collegium Carolinum war, zwischen dem 12. Januar und 30. März 1768 dreimal täglich verschiedene Wetterdaten und verzeichnete akribisch Windrichtung, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und allgemeine Wetterlage sowie die Temperatur: dabei verwandte er gleich drei Thermometer mit Messskalen nach Réaumur, Fahrenheit und l’Isle.

Matskos Wettertagebuch ermöglicht uns die Beantwortung der spannenden Frage, wie der Winter in Kassel vor genau 250 Jahren war. Auf jeden Fall war es deutlich sonniger als in diesem Jahr, obwohl bereits Mitte Januar sonnig-kühle Tage mit Temperaturen um den Gefrierpunkt von einer längeren Phase trüben Wetters abgelöst worden waren. Schon Ende Januar / Anfang Februar folgte auf dieses nass-kalte Wetter mit -3 bis 4°C dann allerdings wieder eine Periode sehr sonniger Tage und klarer mondheller Nächte. Laut Aufzeichnungen stieg das Thermometer in dieser Zeit in der Mittagssonne mehrfach über 20°C und einmal sogar über 30°C – das Mess-Instrument muss in der prallen Sonne gelegen haben. Danach  wurde es sukzessive  deutlich kälter. Nach zwei sehr klaren kalten Nächten und kalt-sonnigem Winterwetter mit Tagestemperaturen von knapp über -10°C wurde am Morgen des 4. Februar die tiefste Temperatur des Winters 1768 erreicht: Das Thermometer war auf 8 Grad Fahrenheit (etwa  -13°C) gefallen.

Glücklich dürften zu jener Zeit die wenigsten Menschen über dieses aus heutiger Sicht prachtvolle Winterwetter gewesen sein: Ohne adäquate Winterkleidung nahm der überwiegende Teil der  Kasseler Bevölkerung diese Tage vermutlich nur als bitterkalt wahr und hoffte darauf, dass die große Kälte möglichst bald vorübergehen möge.

Der Wunsch sollte sich erfüllen: Rasch und deutlich stiegen in der Folge die Temperaturen bis Ende Februar bei teils sonnigem, teils wechselhaftem Wetter bis um die 10°C an. Der März zeigte sich danach allerdings als typischer Frühlingsmonat: anfangs wieder kälter mit Wind, Regen und vereinzelten Schneefällen, zum Ende des Monats hin aber bereits mit Tagen voller Sonne und milden Temperaturen.

PM: Universitätsbibliothek Kassel (HJ)

NHR

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