Auf dem Weg zur vollständigen Barrierefreiheit: Smarte Lösung der KVG durch Fertigmodule für Bahnsteige
Kassel, 24. Februar 2022. Barrierefreiheit erlaubt den leichteren Einstieg in Busse und Bahnen. Damit dies für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste noch einfacher wird, hat die KVG ein Konzept entwickelt, zu dem die Teilerhöhung von Bahnsteigen in Straßenbahnhaltestellen mit modularen Systemen gehört. Um herauszufinden, was für die Fahrgäste dabei besonders wichtig ist, hatte die KVG am heutigen Donnerstag zu einem Praxistest in die Wendeschleife Auestadion eingeladen.
Die Erhöhung der Bahnsteige mit Modulen in den Bereichen, wo sich die Klapprampentür einer Straßenbahn auf einer Haltestelle befindet, ist ein Baustein in dem Gesamtpaket, das der Behindertenbeauftragte der KVG, Michael Wiesenhütter, zusammen mit der Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (STUVA e. V.) entwickelt hat. Im Dezember vorigen Jahres hatte er das Konzept dem Kasseler Behindertenbeirat vorgestellt.
Weitere Bausteine des Gesamtpaketes beziehen sich auf Straßenbahntüren, die gekürzt werden, und auf Klapprampen, die gegen längere ausgetauscht werden müssen. So wird die KVG den Einstieg auch für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste verbessern. Zugleich wird sie damit die Vorgaben des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) nach „vollständiger Barrierefreiheit“ sowie die dazu gehörende DIN-Norm erfüllen. Im ersten Schritt wird das Konzept der KVG dazu führen, dass die Rampensteigung für Fahrgäste mit Rollstuhl flacher wird. Fahrgäste mit Rollator oder anderen Mobilitätshilfen profitieren von einer um zwei cm geringeren Stufe in die Bahn.
Konkret wird die KVG insgesamt 215 Bahnsteige von 99 Straßenbahnhaltestellen in Kassel mit modularen Systemen erhöhen. Bereits im laufenden Jahr beginnen die Arbeiten an den Fahrzeugen, denn der Tramfahrzeugpark der KVG ist bisher heterogen. Bei 22 Straßenbahnen der ersten Niederflurgeneration (6ENGTw) wird die Klapprampentür gekürzt, damit sie in dem erhöhten Bahnsteigbereich nicht aufsetzt. 44 weitere Einrichtungsbahnen erhalten je eine und zehn Zweirichtungsfahrzeuge je zwei neue, längere Klapprampen. Hessen Mobil bezuschusst das Bahnsteigprojekt im Gesamt-Investitionsvolumen von rund 2,4 Millionen Euro mit etwa 80 Prozent.
Am heutigen 24. Februar testeten behinderte Menschen die Modelle von sechs verschiedenen Herstellern in der Wendeschleife Auestadion und benannten per Fragebogen ihren Favoriten. Das System, das am meisten Zuspruch findet, wird die KVG beim Hersteller beauftragen. Bei dem heutigen Test handelte es sich prototypische Testexemplare. Die endgültigen Modelle werden passgenau für die KVG angefertigt. „Wir möchten unseren Fahrgästen die Gelegenheit bieten, vor allem zu prüfen, welche der sehr unterschiedlichen Materialien am besten ihren Ansprüchen einer guten und sicheren Benutzbarkeit entsprechen“, erläuterte Michael Wiesenhütter zum Hintergrund des Praxistests. Spätestens ab dem Jahr 2023 sollen die Arbeiten zur Installation des Gewinner-Systems an den ersten der 215 Bahnsteige beginnen.
„Diese smarte Lösung bietet uns zwei entscheidende Vorteile gegenüber festen Aufbauten“, erläutert KVG-Vorstand Dr. Olaf Hornfeck. „Zum einen ist dieses Konzept aufgrund des geringen Aufwandes in kürzerer Zeit umsetzbar und sorgt damit deutlich früher für Barrierefreiheit. Darüber hinaus bedeutet es geringere Kosten.“
Die KVG steht vor der Neubestellung von zunächst 22 Straßenbahnen. Werden auch die zwei weiteren Optionen für die Bestellung von acht und zehn Bahnen ausgelöst, werden etwa ab dem Jahr 2031 insgesamt 40 neue Trams im KVG-Liniennetz fahren.
Diese neuen Trams werden dafür ausgelegt sein, dass die Bahnsteige ab 2038 so umgebaut werden können, dass die Stufe und der Spalt weiter deutlich reduziert werden und ein barrierefreier Einstieg an allen Niederflurtüren möglich sein wird.
PM: KVG