documenta fifteen schliesst mit sehr guten Besuchszahlen
Insgesamt über 738.000 Besucher*innen – Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit als zentrale Anliegen
Nach 100 Ausstellungstagen, einem dritten Meydan-Wochenende und etlichen Aktivierungen durch die Künstlerinnen ist die documenta fifteen am gestrigen Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen. Die Besucherinnenzahlen von 738.000 übertrafen die Erwartungen der Veranstalter. Den aktuellen Entwicklungen im Tourismus- und Veranstaltungswesen folgend, blieb der Bereich der Gruppenbuchungen etwas hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück, dafür konnte ein leichtes Plus bei Dauerkarteninhaber*innen generiert werden.
Auf insgesamt mehr als 25.000 qm Ausstellungsfläche luden über 1.500 Künstlerinnen an 32 Ausstellungsorten ein, in die lumbung-Praxis einzutauchen. Veranstaltungen und Aktivierungen waren fester Bestandteil der documenta fifteen. So fanden während der Laufzeit über 1.700 Veranstaltungen der beteiligten Künstlerinnen und ihrer eingeladenen Akteur*innen statt. Das Eröffnungswochenende sowie das besonders dichte, auf drei Wochenenden konzentrierte Meydanprogramm wurde insgesamt von rund 38.000 Menschen besucht.
Der lumbung-Praxis folgend gehörten zwei drängende aktuelle Themen zum Selbstverständnis der documenta fifteen:
Nachhaltigkeit wurde mit Blick auf sozioökonomische und ökologische Belange ernst genommen: Über den sogenannten „Nachhaltigkeitseuro“, der im Ticket inkludiert war, konnten 375.000 Euro Spenden zur Aufforstung des Reinhardswaldes im Landkreis Kassel und zur ökologischen Anreicherung auf Sumatra in Indonesien generiert werden. Recycelte Materialen dominierten die Infrastruktur und Ausstellungsgestaltung. Bei Merchandise und Printprodukten wurde auf nachhaltige und regionale Produkte gesetzt. Die Nutzung des Nahverkehrs war erstmalig im Ticket inkludiert. Im laufenden Prozess wurden Standards eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Ressourcen konsequent betrachtet.
Auch Barrierefreiheit und Zugänglichkeit waren zentrale Anliegen. Angelehnt an lumbung-Werte wie Großzügigkeit und Solidarität bot die documenta fifteen das sogenannte Soli-Ticket an, das möglichst vielen Menschen Zugang zur Ausstellung ermöglichen sollte: Indem Besucher*innen es zum regulären Ticketpreis erwarben, verschafften sie einer weiteren Person kostenlosen Zugang zur Ausstellung. Dieses auf erhöhe Zugänglichkeit angelegte Ticket-Format wurde gut angenommen, das Soli-Ticket wurde insgesamt über 3.500 Mal gekauft und ebenso oft eingelöst. Barrierefreiheit hat die documenta fifteen als stetigen Optimierungsprozess ernsthaft verfolgt. Über die Website, Walks & Stories und das Ausstellungsbegleitheft in leichter Sprache wurden zusätzliche Barrieren reduziert und Standards gesetzt.
Für die Künstlerische Leitung ruangrupa ist die Ausstellung der documenta fifteen in Kassel eine Etappe auf der lumbung-Reise: „Im Sinne eines nachhaltigen Prozesses des von- und miteinander Lernens haben wir alle eingeladenen Akteurinnen der documenta fifteen aufgefordert, ihre lokale Praxis fortzusetzen und eine Übersetzung davon nach Kassel zu finden. Die Ergebnisse dieses Prozesses bildeten die documenta fifteen Ausstellung. lumbung #1 – wie wir die Ausstellung intern auch nennen – ist nun zwar abgeschlossen, aber die lumbung-Praxis wird nach den 100 Ausstellungstagen weiterleben. Mit unabhängigen selbstorganisierten Plattformen wie zum Beispiel der Website lumbung.space, der lumbung Gallery und lumbung Kios haben wir Strukturen geschaffen, die dem lumbung-Netzwerk auch weiterhin zur Verfügung stehen. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, uns bei allen Beteiligten ganz herzlich zu bedanken: bei den Künstlerinnen und Kollektiven, dem Kasseler Ekosistem, dem Team der documenta fifteen und der documenta gGmbH sowie den sobat-sobat und Aufsichten und allen anderen, die sich für das Projekt documenta fifteen mit Herzblut eingesetzt haben.“
Geschäftsführer Alexander Farenholtz sieht die Besucherinnenzahlen als Erfolg: „Diese documenta hatte es angesichts der sie begleitenden Antisemitismusdebatte nicht leicht, ihre eigentlichen Künstlerischen Anliegen zu platzieren. Ich wünschte mir, dass die Ausstellung in der Retrospektive auch als das gesehen werden kann, was sie in der Wahrnehmung vieler Besucherinnen war: nämlich ein künstlerisches Unterfangen, das wichtige Fragen unserer Zeit adressiert. Besucher*innen in einer Anzahl erreicht zu haben, die nur etwa 17 Prozent unter den Zahlen der documenta 14 aus dem Jahr 2017 liegt, ist in meinen Augen angesichts der Planung und Durchführung in Pandemiezeiten und der damit einhergehenden Rückgänge im Bereich Fern- und Gruppenreisen als Erfolg zu werten.“
Auch digital war die documenta fifteen stark frequentiert. Die Website besuchten insgesamt fast 700.000 eindeutige Besucherinnen aus 115 Ländern. Der reichweitenstärkste Social-Media-Kanal, Instagram, erreichte rund 65.000 Follower. und der Newsletter verzeichnete zuletzt rund 29.500 Abonenntinnen.
Wer in der Ausstellungsrückschau noch mal in Eindrücke des lumbung-Prozesses eintauchen möchte, kann gut 30 eigens produzierte Videos zu zentralen Themen der documenta fifteen und künstlerischen Beiträgen sowie die archivierten Livestream-Veranstaltungen auch weiterhin in der documenta fifteen-Mediathek verfolgen: documenta-fifteen.de/mediathek
Weitere Zahlen im Detail und demographische Daten
Es wurden über 15.150 Dauerkarten (d 14 = 14.500) verkauft. Insgesamt wurden rund 5.250 Walks & Stories angeboten, die von rund 78.700 Teilnehmerinnen besucht wurden. 33.000 Schülerinnen im Klassenverband besuchten die documenta fifteen und rund 4.600 Pressevertreter*innen wurden akkreditiert.
Rund ein Drittel (31,7 Prozent) des Publikums stammte aus dem Ausland und kam aus 86 Ländern der Welt. Über 40 Prozent der Besucher*innen war zwischen 15 und 40 Jahre alt. Am stärksten vertreten war die Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahre.
Nach ersten Umfrageergebnissen bewerteten die Besucherinnen ihren documenta fifteen-Besuch überwiegend mit gut bis sehr gut. So vergaben 57,4 Prozent der Befragten für die Gesamtwertung der documenta fifteen eine 1 oder 2 (bei einer Skala von 1 – sehr gut bis 5 – sehr schlecht). Weitere 30,1 Prozent vergaben eine 3. Die im Herbst zu erwartende repräsentative Besucherinnenbefragung wird Aufschluss über weitere demographische Daten und Besucher*innenzufriedenheit geben.
Die besucherstärksten Tage waren weiterhin Samstag, gefolgt von Freitag, Dienstag und Sonntag, die beliebteste Ausstellungsorte waren Fridericianum und documenta Halle, gefolgt von Hallenbad Ost, Hübner-Areal, Grimmwelt und der Kirche St. Kunigundis.
PM: Johanna Köhler