Einblicke in Afrikas gesellschaftliche Vielfalt – Der Auftakt von AfriqKassel 2025

Einblicke in Afrikas gesellschaftliche Vielfalt – Der Auftakt von AfriqKassel 2025
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Am Freitag, den 09. Mai 2025, eröffnete das AfriqKassel Festival an der Universität Kassel mit einem facettenreichen Programm, das eindrucksvoll die gesellschaftlichen Strukturen und kulturellen Ausdrucksformen vorkolonialer afrikanischer Gesellschaften in den Mittelpunkt stellte.

Der Auftaktvortrag mit dem Titel „Gesellschaftliche Organisation im vorkolonialen Afrika“ zog zahlreiche Besucher:innen in das Campus Center in der Moritzstraße. Die Referierenden Veronique Kouassi (Elfenbeinküste), Napo Labodja (Togo) und Yem Yem Maliga nahmen das Publikum mit auf eine Reise in eine wenig beleuchtete Vergangenheit, die geprägt ist von komplexen sozialen Strukturen, matrilinearen Gesellschaften und kulturellen Praktiken, die bis heute in vielen Regionen nachwirken.

Ein besonderer Fokus lag auf der Rolle der Frauen in der Gesellschaft der Ncaam.

In vielen afrikanischen Kulturen ist die Herkunft eng mit dem Namen verbunden – so auch bei den Ncaam. Der Spruch „Sag mir wie du heißt, ich sage dir woher deine Mutter kommt“ verdeutlicht die zentrale Rolle der mütterlichen Linie in der sozialen Struktur. Namen wie Gbati, Napo oder Gbandi weisen nicht nur Familienzugehörigkeit hin, sondern auch auf regionale und kulturelle Ursprünge. Traditionen wie Namensvergabe, Zeremonien, Hochzeiten und Initiationsriten prägen das Leben der Frauen von klein auf. Auch wenn diese Praktiken heute oft im Kontext christlicher oder muslimischer Gemeinschaften stehen, bleiben viele kulturelle Elemente erhalten.

Die Gesellschaft der Ncaam zeichnet sich nicht durch eine strikte Trennung der Geschlechter in parallele Strukturen aus. Vielmehr ergänzen sich männliche und weibliche Rollen in einem fein abgestimmten sozialen Gefüge. Frauen übernehmen spezifische Aufgaben, die sich von den männlichen Tätigkeiten unterscheiden, aber gleichwertig sind. Ein besonderes Merkmal ist die altersabhängige Rolle der Frau: Ob ledig, verheiratet oder im fortgeschrittenen Alter – jeder Lebensabschnitt bringt eigene Rechte, Aufgaben und Anerkennung mit sich. So bleibt die weibliche Identität ein starker Pfeiler innerhalb der Gemeinschaft.

 

 

Der Abend wurde ab 19:30 Uhr von einer literarisch-musikalischen Lesung abgerundet. Autor Stephen Ekokobe Awung begeisterte mit Auszügen aus seinen Werken, während Melki Mot und Vanessa Arly mit Poetry Slam und Musik für emotionale Höhepunkte sorgten.

Der erste Festivaltag bot nicht nur fundierte Einblicke in vorkoloniale afrikanische Gesellschaften, sondern öffnete auch einen Raum für kreative Stimmen, kulturelle Begegnungen und neue Perspektiven auf afrikanische Geschichte und Gegenwart.

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