Das Handwerk: Was tut so eine Hexe überhaupt?
Nachdem ich im ersten Teil versucht habe mit den Hexen-Klischees ein wenig aufzuräumen und hierzu ein paar Dinge erklärt und einige verneint habe, die sich der Großteil der Gesellschaft unter den Begriff einer Hexe vorstellt bzw. wie diese zu sein hat und was diese tut, stellt sich womöglich die Frage: Wenn das alles nicht stimmt, was macht denn dann eine Hexe so den ganzen Tag?!
Und darum soll es nun im zweiten Teil dieses Artikels gehen:
Die Praktiken bzw. das Handwerk einer Hexe
Ebenso wie die „Art“ der Hexe unterscheidet es sich auch hier, womit sich eine Hexe beschäftigt. Je nach dem mit welcher Richtung sie sich befasst oder woran sie glaubt, wonach sie lebt, entscheidet über das Tätigkeitsfeld und/oder das Handwerk. Um hierfür nur mal ein kleines Beispiel zu geben:
Es gibt z.B. die Küchenhexe, die sich hauptsächlich mit Kräutermagie befasst und die zur Ausübung ihres Hexenhandwerks benötigten Utensilien (Räucherwerk, Öle usw.) selbst herstellt. Man kann sich zudem je nach Richtung mit weißer oder schwarzer Magie beschäftigen – und nein, damit meine ich nicht (nur) das klassische „Hokus Pokus Simsalabim“. Da gehört mehr dazu und umfasst unterschiedliche Zauber und Rituale. Schwarze Magie umfasst beispielsweise Schadenzauber und Verwünschungen. Hingegen weiße Magie einen wohltätigen Nutzen erfüllt – sei es durch Abwehr- und Schutzzauber, Heilzauber, Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Wahrsagen, Wetterzauber usw. Ich möchte das auch hier nur oberflächlich ankratzen, denn das ist ein Thema mit großem Spektrum, was schon alleine einen ganzen Artikel füllen würde.
Im Nachfolgenden gehe ich nun wieder von meiner selbst aus und führe Euch somit ein Stück weit in meinen Alltag ein, um hoffentlich somit ein Bild vermitteln zu können:
Vorab sei gesagt: ich laufe nicht den ganzen Tag witchcraft-mäßig durch die Gegend, so dass man mir das ansehen könnte. Ich habe zwar alles was ich brauche immer dabei, aber das sieht ja keiner. Hin und wieder könnte mich das ein oder andere Outfit „verraten“, aber dennoch ist es nicht brutal offensichtlich und wer es nicht weiß, merkt es auch nicht. Mein Alltag sieht demnach auch so gesehen recht normal aus, so wie bei jedem anderen auch. Ich habe einen normalen Job, welchen ich von morgens bis nachmittags ausübe, erledige meine normalen Einkäufe, mache meinen Haushalt, treffe Freunde, gehe ins Kino usw. Nichts außergewöhnliches. Meine Praktiken sind sodann erst an der Tagesordnung, wenn ich Zeit für mich habe und ich auch Muse dazu habe dem nachzugehen. Manchmal lese ich auch lieber einfach nur abends ein Buch. Wie gesagt, alles ganz normal. Das ich nicht jeden Tag meine Praktiken ausübe liegt einfach daran, dass das Tagesform abhängig ist und ich mich einfach danach fühlen muss. Ich denke einigen Hexen geht es da genauso.
Aber kommen wir zurück zur eigentlich Thematik: nämlich was ich so praktiziere.
Ich persönlich bin der weißen Magie zugewandt – aber da ich eine freifliegende Hexe bin (bedeutet: Dass ich sehr intuitiv arbeitete und mich verschiedenen magischen Traditionen bediene, welche für mich stimmig sind und diese mit den Praktiken meines Glaubens, welcher eher neopagan geleitet ist, verbinde). Zusammengefasst kann ich das in 3 Kategorien gliedern, auf welche ich mich „spezialisiert“ habe: 1. Pendeln, 2. Karten legen und 3. Rituale durchführen.
Wie ich bereits zuvor erwähnt hatte, besaß ich mit 13 mein erstes Pendel. Pendeln ist etwas, was mich von Anfang an interessiert und fasziniert hat. Wie man ableiten kann schon lange bevor ich aktiv zum Hexentum gekommen bin. Pendelei praktiziere ich auch am häufigsten von den drei Punkten und habe dieses „Handwerk“ dementsprechend sehr intensiviert.
Pendeln ist eine Art der Kommunikation. So wie z.B. auch ein Ouija Brett – das haben sicherlich auch schon viele von euch gehört, immerhin gibt es darüber ja auch diverse Horror-Filme (die natürlich aber nicht in jeder Hinsicht ernst zu nehmen sind).
Bei der Kommunikation mit einem Pendel ist man jedoch auf Ja-/Nein-Fragen begrenzt und grundsätzlich gilt: diese Fragen werden nie zu 100%-er Sicherheit beantwortet. Das ist eben nicht wie beim Wahrsagen oder Hellsehen – und selbst in diesen Bereichen würde ich mich nicht immer zu 100% auf die Antworten oder Gegebenheiten verlassen. In vielen Fällen ist auch einfach die eigene Interpretation gefragt. Ich nutze meine Praktiken eher dazu, um eine grobe Richtung auszuloten, was mich erwarten könnte o.ä.
Aber nicht nur zur Kommunikation ist ein Pendel verwendbar. Auspendeln kann man tatsächlich allerhand mehr. Ich für meinen Teil nutze mein Pendel noch zum Ausfindig machen bestimmter Orte. Und nein, damit meine ich nicht, dass ich mein Pendel über eine Weltkarte halte und so mein nächstes Urlaubsziel festlege. Sondern, ich pendle mir Orte oder Plätze aus. Meistens reagiert das Pendel so dann wenn es eine Energiequelle gefunden hat oder einfach eine besondere Atmosphäre herrscht. Jene Orte sind der perfekte Platz für mich um Energie zu schöpfen, mich zu erholen oder einfach nur um meine Kreativität und meinen Geist wieder in Schwung zu bringen.
Beim Tarot ist es so, dass ich das noch nicht allzu lange mache. Ein gutes halbes Jahr vielleicht. Allerdings habe ich schnell meine Leidenschaft dafür entdeckt und habe mich dementsprechend damit beschäftigt. Trotzdem funktioniert das natürlich nicht wie durch Zauberhand auf Anhieb perfekt. Die ganzen Praktiken sind eben ein Lernprozess, so wie alles andere und „normale“ auch – und „Übung macht den Meister“. Wobei ich hier erwähnen muss, dass man wohl nie die vollkommende Perfektion erreicht, da das Hexentum und seine verschiedenen Praktiken ein immer währender Lernprozess sind und eine ständige Reise zu sich selbst inne hält. Doch zurück zum Karten legen: man muss man lernen zu deuten und zu interpretieren. Ich habe mehrere verschiedene Versuche gestartet und verschiedene Lege-Varianten ausprobiert. Denn jede Variante dient einem anderen Zweck. Andererseits gilt es aber stets herauszufinden, was für einen selbst am besten funktioniert.
Und nein, Tarot-legen sagt nicht die Zukunft voraus oder gibt vor, was kommen wird – um es mit den Worten von Hexe Claire zu sagen „[…] denn die Karten schreiben uns nichts vor, sie zeigen uns unsere Möglichkeiten.“ Dieses Zitat ist mein Leitsatz geworden und danach handle ich stets. Ich versuche herauszufinden, welche Wege sich vielleicht auf tun und welche ich sodann beschreiten möchte.
Und bevor sich die Frage aufdrängen sollte, ob ich irgendwo auf Rummel- oder Marktplätzen, oder Mittelalterveranstaltungen anzutreffen bin und dort für Besucher, die bei gewissen dubiosen Fernsehformen nicht in der Warteschleife hängen wollen, Karte lege… NEIN! Ich mache das für mich selbst. Ich habe zwar bereits auch schon für andere Karten gelegt, aber das geschah im Freundeskreis und da ist das auch okay für mich. Ansonsten bin ich dem nicht so zugesprochen.
Hinsichtlich der Rituale die ich durchführe, sind diese in Gestaltung und Ausführung immer unterschiedlich. Dazu werde ich hier jetzt auch nicht so sehr in die Tiefe gehen, da das zu umfangreich wäre. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich meine Rituale nach dem Jahresrad ausrichte und zu den jeweiligen Anlässen (sprich: die Jahresfeste/ Sabbate) eben ein beliebiges/ passendes Ritual durchführe. Zudem richte ich mich nach den Mondphasen und tue dementsprechend dasselbe. Begleiten lasse ich mich hierbei stets von Musik, die beruhigend wirkt und bei der ich besser abschalten und mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Da ich hier – wie gesagt – keine Anleitung nieder schreiben möchte, seht ihr nachfolgend ein Bild von einem meiner Rituale, um einen kleinen Einblick gewähren.
Und das war es auch eigentlich schon – mehr mache ich eigentlich nicht. Außer das ich nach wie vor auch Edelsteine sammle und diese in die Praktiken mit eingebunden werden, aber ansonsten führe ich auch ein ganz normales Leben, so wie – denke ich mal – fast jede andere Hexe auch. Damit endet auch der zweite Teil dieses Artikels. Im dritten Teil dieser „Reise“ nehme ich euch dann mit in eine andere magische Welt.
Link: https://nadaliafairytale.wordpress.com/
© NHR 2019 Text: Nadália Fairytale Fotos: © Nadália Fairytale