Factoring  – Außenstände in Liquidität verwandeln

Factoring  – Außenstände in Liquidität verwandeln
© NHR

Noch bis in die jüngste Vergangenheit kaum bekannt, hat vor allem der Mittelstand Factoring in den letzten Jahren als starkes und alternatives Finanzierungsinstrument erkannt. Seitdem ist die Anzahl der Firmen, die Factoring nutzen, rapide gestiegen.

Heute finden sich über 250 Factoring-Anbieter am Markt, die durch unterschiedlichste Konditionen – vor allem in Bezug auf Mindestumsatz, Zinssatz, Factoringkosten oder auch Branche – deutlich unterscheiden und dabei verschiedenste Arten von Factoring anbieten. Der stetig wachsende Markt bietet Unternehmen die Möglichkeit, ein Angebot nach individuellen Bedürfnissen einzuholen. Das macht Factoring für viele noch attraktiver.

Was ist Factoring?

Factoring ist eine Finanzierungsform, die durch den Verkauf offener Forderungen an Dritte die Liquidität eines Unternehmens unmittelbar steigert.

Durch die Nutzung dieser Finanzierungsform können Unternehmen Liquiditätsengpässe vermeiden, die entstehen, wenn ihre Kunden bei der Begleichung von Forderungen in Verzug geraten oder Zahlungen bewusst hinauszögern.

Durch Factoring generiert ein Unternehmen einen Finanzierungsspielraum, der dem eigentlichen Umsatz entspricht und sofort zur Verfügung steht. Daher spricht man beim Factoring auch von einer umsatzkongruenten Finanzierungsform.

Während sich steigende Auflagen in Bezug auf mögliche Kredite und in letzter Zeit die enorm gestiegene Zinslast negativ auf dringend benötigte Investitionen auswirken, verschafft Factoring einen direkten Liquiditätszuwachs, verbunden mit einem Anstieg der Eigenkapitalquote. In der Konsequenz ermöglicht Factoring, in Wachstumsphasen weiterhin geeignet zu investieren, sich kontinuierlich zu entwickeln und somit der Konkurrenz den entscheidenden Schritt voraus zu sein.

Wie funktioniert Factoring?

Es gibt viele Ursachen, die es für ein Unternehmen sinnvoll erscheinen lassen, sich mittels Factoring schnelle Liquidität zu sichern und dadurch langwierige Prozesse der Umsetzung von Forderungen zu vermeiden. Doch wie funktioniert klassisches Factoring genau? Der Ablauf eines Factoring-Geschäfts lässt sich in sechs Schritten erklären:

  • Ausgangslage: Bei einem Unternehmen entsteht gegenüber einem Kunden durch Erbringung einer Leistung eine Forderung. Bei dieser Leistung kann es sich sowohl um Waren als auch um eine Dienstleistung handeln. Was für das Factoring dabei entscheidend ist, ist die sogenannte Verität: Die Forderung muss tatsächlich existieren und an den Factor abtretbar sein, damit ein Verkauf der Forderung rechtsbeständig ist
  • Neben der Verität der Forderung, die die Basis für das Factoring darstellt, auf der einen Seite ist für den Factor die Bonität des Debitors (des Schuldners) von Bedeutung, da der Factor nach dem Kauf der Forderung das volle Ausfallrisiko trägt. Also prüft der Factor im Anschluss die Bonität des Debitors.
  • Nachdem der Factor die Bonität des Kunden geprüft und für gut befunden hat, verkauft das Unternehmen seine Forderung an den Factor. Mit dem Verkauf der Forderung geht das Debitorenmanagement an den Factor über. Dieser ist nun Eigentümer der offenen Forderung und verantwortlich für deren Einbringung.
  • Spätestens 48 Stunden nach Abtretung der Forderung bekommt das Unternehmen zwischen 80 bis 90 Prozent der Bruttoforderung vom Factor überwiesen und steigert somit seine Liquidität. Durch den Verkauf der Forderung im Rahmen des Factorings kann die Erhöhung der Eigenkapitalquote unabhängig von der Bonität des Kunden realisiert werden.
  • Jetzt tritt der Factor bzw. das Factoring-Unternehmen an den Debitor heran und bringt die ausstehenden Forderungen ein, die das Unternehmen zuvor an den Anbieter verkauft hat.
  • Nachdem die Forderungen erfolgreich eingebracht wurden, überweist in einem letzten Schritt der Factor dem Unternehmen den ausstehenden Betrag der Forderungssumme. Dieser beträgt in der Regel zehn bis 20 Prozent der Gesamtsumme.

Welche Vorteile bietet Factoring?

Factoring bietet einem Unternehmen zahlreiche Vorteile. Hier die wichtigsten:

  • Liquidität wird erhöht
  • Bonität wird gestärkt
  • Ausfallrisiken werden reduziert
  • Kundenbeziehungen werden vereinfacht
  • Debitorenmanagement kann ausgelagert werden

Was kostet Factoring?

  • Für die Zusammenarbeit mit einem Factoring-Anbieter fallen unterschiedliche Factoring-Kosten Die Höhe dieser Kosten wird dabei durch folgende Faktoren bestimmt:
  • Ein Unternehmen verkauft ein monatliches Forderungsvolumen von 100.000 Euoran eine Factoring-Gesellschaft (Factor). Dafür zahlt es eine pauschale Factoringgebühr auf jede Rechnung von einem Prozent (entspricht 1000 Euro). Zudem fällt ein Factoringzins von zwei Prozent p. a.
  • Das heißt: Je schneller ein Kunde des Unternehmens die Rechnung beim Factor begleicht, desto niedriger sind die Gebühren, die durch den Factoringzins anfallen. Da die Kunden des Unternehmens im Schnitt nach einem Monat zahlen, fallen lediglich 170 Euro weitere Kostendurch den Factoringzins an.
  • Insgesamt zahlt das Unternehmen also 1170 Euro monatlich für die Leistungen des Factors. Von den ursprünglichen 100.000 € bekommt es 98.830 Euro vom Factor ausgezahlt. Dafür übernimmt dieser das gesamte Rechnungsmanagement,inklusive Mahn- und Inkassowesen sowie Rechnungsausfallrisiko.

Factoring-Anbieter finden

In Deutschland arbeiten derzeit mehr als  200 Factoring-Unternehmen mit über 80.000 Factoringnehmern zusammen. Daher ist es für Factoring-Interessenten nicht immer leicht Anbieter zu finden, die auch wirklich zum Unternehmen passen. Diesen zu finden, ist nicht immer einfach. Deshalb macht es Sinn, sich bei der Auswahl eines Factoring-Partners auf Experten zu verlassen, die den zum Unternehmen und seinen Ansprüchen passenden Factor finden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Heiko Jacob

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