Vom Blütentraum zur Problempflanz
Die Deutsche Wildtier Stiftung warnt vor invasiven Neophyten und empfiehlt heimische Arten für den Garten und Beet
Hamburg (ots) – Die Nase juckt, die Augen brennen! Von Niesanfällen und Bindehautentzündung geplagt, leiden jetzt viele Allergiker unter der Ambrosia-Blüte. Mit dem Wind gehen zur Hauptblütezeit im August bis zu einer Milliarde aggressive Ambrosia-Pollen pro Pflanze auf die Reise und alarmieren das Immunsystem. Die Einwanderer kommen aus Nordamerika und wurden in Deutschland mit Futtermitteln eingeschleppt. „Die Ambrosia-Pflanze ist nicht alleine auf ihrem Vormarsch“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „In Deutschland gibt es rund 12 000 grüne Einwanderer-Arten, von denen 30 laut Bundesamt für Naturschutz als invasiv eingestuft wurden.“ Als invasiv wird ein „Neubürger“ bezeichnet, wenn er heimische Pflanzen verdrängt, Ökosysteme verändert oder gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden hervorruft. Experten sprechen von invasiven Neophyten.
Nicht alle Arten sind so gefürchtet wie die Ambrosia-Pflanze oder der Riesen-Bärenklau, der bei Berührung zu schmerzhaften Quaddeln und Hautverbrennungen – einer sogenannten Photodermatitis – führt. Wie die meisten „grünen Einwanderer“ kam auch der russische Riesen-Bärenklau als Zierpflanze für Gärten und Parkanlagen ins Land. Die explosionsartige Verbreitung verdanken viele Neophyten ihrer Schönheit. Die Kanadische Goldrute hat goldgelbe, rispenbildende Blütenköpfe, das Indische Springkraut besticht durch rosafarbene Blüten, die bis zu 60 cm hoch werden, und der Japanische Staudenknöterich sorgt für ein dichtes Blätterdach. „Doch aus dem Blütentraum wird schnell eine Problempflanze, denn bei aller Unterschiedlichkeit haben die grünen Invasoren eins gemeinsam: Sie verdrängen heimische Arten“, sagt Goris. Trotzdem sind sie bei Hobbygärtner beliebt. Überall wachsen Kirschlorbeer, Robinien und Stauden-Lupine, Schmetterlingsflieder und Eschenahorn in den Gärten und Anlagen.
Für unsere heimischen Wildtiere sind Neophyten kein idealer Lebensraum, einige Arten fügen der heimischen Fauna sogar Schaden zu. „Dabei kann jeder Hobbygärtner mit Naturgärten aus heimischen Vogelschutzhecken, Stauden und Wildpflanzen kleine Wildtier-Paradiese vor der eigenen Haustür schaffen“, sagt die Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Pflanzen sind Nahrung und Schutz für kleine Säuger, Vögel und Insekten. Sträucher wie Schwarze und Rote Johannisbeere, Brombeere sowie Himbeere und Stachelbeere sind obendrein Naschgärten für die Menschen. Ein Nutzgarten mit einer Variation von Obstbaumsorten kombiniert mit Stauden und Sträuchern bereitet Vögeln, Schmetterlingen, Wildbienen und anderen Tieren ein kleines Wildtier-Paradies und erfreut die Herzen der Gärtner. „Igel überwintern im Spätherbst beispielsweise in Laubhaufen. Im nächsten Jahr vertilgen sie dann als kleines Dankeschön die lästigen Schnecken“, sagt Goris. Mehr Mut zur heimischen „Wildnis“ im eigenen Garten bringt viele Vorteile für Mensch und Tier.
Info-Kasten:
Schön und wildtierfreundlich: Heimische Pflanzen für den Garten!
Blut-Johannisbeere (Ribes sanguineum)
Brombeere (Rubus spec.)
Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Gartenerdbeere (Fragaria ananassa)
Hainbuche (Carpinus betulus)
Haselnuss (Corylus avellana)
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
Himbeere (Rubus idaeus)
Gemeine Liguster (Ligustrum vulgare)
Hunds-Rose (Rosa canina)
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Rote Johannisbeere (Ribes rubrum)
Roter Holunder (Sambucus racemosa)
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Schlehe oder Schwarzdorn (Prunus spinosa)
Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
Stachelbeere (Ribes uva-crispa)
Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Wacholder (Juniperus communis)
Walderdbeere (Fragaria vesca)
Wilder Wein (Parthenocissus tricuspidata)
Weißdorn (Crataegus oxyacantha)
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung