70 Jahre Fußgängerstraßen in Deutschland. Welche Konzepte sind in Zukunft gefragt?
Die Bundesstiftung Baukultur, die Stadt Kassel und KAZimKUBA laden am 20. Juli 2023 zur Veranstaltung „70 Jahre Fußgängerzonen in Deutschland“ ein. Der Baukulturdialog „70 Jahre Fußgängerstraßen in Deutschland“ beleuchtet die Fußgängerstraße als städtebauliches Element unserer Zentren und greift die aktuelle Debatte rund um die Weiterentwicklung der deutschen Innenstädte auf.
Fußgängerstraßen waren die Antwort der autogerechten Stadt auf das Handelstreiben im Zentrum. 1953 waren die Treppenstraße in Kassel, die Holstenstraße in Kiel und ein Teilabschnitt der Schulstrasse in Stuttgart die ersten Fußgängerstraßen in Deutschland. Heute gehören Fußgängerzonen mit unterschiedlichem Erfolg zur Grundausstattung unserer Innenstädte. Abends sind sie häufig verlassen und tot. Hier braucht es nicht nur den Handel, sondern ergänzende neue Innenstadtnutzungen wie Wohnen, Bildung und Kultur. Gesucht wird aber auch eine neue Straßentypologie für die Mitte der Stadt.
Welche Verfahren und Prozesse sind nötig, um die Fußgängerstraße als städtebauliches Element in die Zukunft zu führen? Wie muss mit der bestehenden Infrastruktur umgegangen werden, um einem ästhetischen Mehrwert für die Stadtgesellschaft zu generieren? Diese und weitere Fragen werden im Kontext einer neuen Umbaukultur diskutiert. Nach fachlichen Vorträgen von Expertinnen und Experten am Nachmittag kommen beim Dialoggespräch die Teilnehmenden mit den Referentinnen und Referenten sowie Barbara Ettinger-Brinkmann in einen von Reiner Nagel moderierten, intensiven Gesprächsaustausch.
Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, erklärt: „70 Jahre Fußgängerstraßen in Deutschland sind ein tolles Jubiläum und Anlass für eine Debatte über die Zukunft unserer Zentren. Der Handel allein ist heute nicht mehr ausreichend, um dauerhafte Lebendigkeit in den Innenstädten zu schaffen. Bildung, Wohnen, Gastronomie, Kultur und Freizeitaktivitäten müssen die Zentren wiederbeleben. Aber auch blaue und grüne Infrastrukturen sind notwendig, um die Innenstädte in die Zukunft zu führen! All dies bündelt sich in einer neuen, zeitgemäßen Erschließung.“
Christof Nolda, Stadtbaurat der Stadt Kassel: „Fußgängerzonen stellen in der autogerechten Stadt Inseln des Verweilens dar. Sie sind mitnichten ‚verkehrsberuhigt‘, sondern ermöglichen so viel Mobilität wie kaum eine andere Verkehrsstruktur. Fußgängerzonen haben sich in den letzten Jahrzehnten als natürliche Verbündete des Einzelhandels erwiesen – nirgends sonst sind Ladenzeilen so begehrt und Mieten entsprechend hoch. Mit dem Wandel von Innenstadt, Quartierszentren und unserem Mobilitätsverhalten ist meine These, dass wir sog. Fußgängerzonen und Promenaden als ein Konzept zur qualifizierten Weiterentwicklung des öffentlichen Raumes auch außerhalb der eigentlichen Innenstadt einrichten sollten.“
Die Veranstaltung startet zunächst mit einer Führung durch die Fußgängerzone, Treffpunkt ist um 15.30 Uhr am ruru Haus, Obere Königsstraße 43, 34117 Kassel. Die Führung endet um 16.30 Uhr am Veranstaltungsort am Ständeplatz 1, 34117 Kassel (EG Jugendamt). Ende der Veranstaltung ist um 21.30 Uhr. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltung ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten: https://www.bundesstiftung-baukultur.de/veranstaltungen/baukulturdialoge/detail/70-jahre-fussgaengerzone-in-deutschland
Über die Baukulturdialoge:
Mit den Baukulturdialogen sucht die Bundesstiftung Baukultur das direkte Gespräch mit Entscheidern und Engagierten aus dem Baubereich – mehrmals im Jahr, deutschlandweit. Die Dialoge finden in wechselnden Städten in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern statt. Anhand eines Beispiels vor Ort werden umfassende baukulturelle Herausforderungen und Fragestellungen diskutiert. So ermöglichen die Dialoge einen direkten Austausch zwischen einzelnen Akteuren aus Kommunen und Bauwirtschaft, Planungs- und Immobilienwesen sowie Querbezüge zu anderen Kulturbereichen und erzeugen einen Anstoß für einen langfristigen Bedeutungszuwachs regionaler und baukultureller Themen vor Ort.
Über die Bundesstiftung Baukultur
Die Bundesstiftung Baukultur ist eine unabhängige Einrichtung, die für hochwertiges Planen und Bauen eintritt. Sie verfolgt damit das Ziel, die gebaute Umwelt als wesentlichen Faktor für Lebensqualität zu einem gemeinschaftlichen Anliegen zu machen. Durch Veranstaltungen, Publikationen und Kooperationen fördert die Stiftung den öffentlichen Diskurs über Baukultur und vernetzt Akteure miteinander. Alle zwei Jahre legt die Bundesstiftung Baukultur dem Bundeskabinett und dem Bundesparlament einen Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland vor.
PM: Michael Schwab