Gartenvögel zählen am Muttertagswochenende
NABU Hessen lädt ein zur „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai
Wetzlar – Vom 8. bis 10. Mai findet deutschlandweit die 16. Stunde der Gartenvögel statt. Der NABU Hessen ruft dazu auf, eine Stunde lang Vögel zu beobachten, zu zählen und zu melden. „Viele Menschen haben in den letzten Wochen während der Ausgangsbeschränkungen den Wert der Natur vor ihrer Haustür wieder neu schätzen gelernt“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender vom NABU Hessen. „Zwar sind große Vogelexkursionen aktuell Corona-bedingt nicht möglich, aber die Vögel in Gärten und Parks kann man auch so wunderbar beobachten.“ Das zeigten auch die zahlreichen Vogelbeobachtungen, die den NABU Hessen unabhängig von der Stunde der Gartenvögel in den letzten Wochen erreicht haben.
Gartenvögel wie die Blau- und Kohlmeise haben in diesem Frühling deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als in anderen Jahren. Denn in Teilen der Republik beobachten Naturinteressierte und Expert*innen seit März ein auffälliges Massensterben, von dem vor allem Blaumeisen betroffen sind. Allein vom 10. bis 22. April wurden dem NABU deutschlandweit 13.800 Fälle mit 26.000 Vögeln gemeldet. Die Karte aller Meldungen zeigt eine deutliche Häufung in Hessen und angrenzenden Bundesländern. „Der jetzt identifizierte Erreger, ein Bakterium namens Suttonella ornithocola, löst eine für die kleinen Vögel tödliche Lungenentzündung aus“, erläutert Eppler. „Die kommende Zählung im Mai kann uns Auskunft darüber geben, ob sich dies in den Bestandstrends der Blaumeisen in den besonders betroffenen Gebieten widerspiegelt.“ Der NABU Hessen erwartet die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel daher mit großer Spannung. Je mehr Menschen teilnehmen, desto aussagekräftiger sind auch die Ergebnisse.
Der Biologe Eppler rät: „Wer mehr Natur in seinem Umfeld erleben und Gartenvögeln helfen möchte, sollte seinen Hof, Balkon oder Garten zum Mini-Naturschutzgebiet machen. Denn in einem vogelfreundlichen Garten finden viele Arten Nahrung und ein Zuhause – und die Blaumeisenbestände können sich hoffentlich wieder erholen. Tipps für einen vogelfreundlichen Garten hat der NABU unter www.nabu.de/vogelgarten zusammengestellt. Wer auf die Vogelfütterung nicht verzichten möchte, sollte unbedingt mit Hygienestandards an Futterhaus und Wasserstellen dafür sorgen, dass sich die Tiere nicht gegenseitig anstecken können. „Wichtig ist, dass die Futterstellen und Tränken immer sauber gehalten werden. Dazu muss das Wasser täglich gewechselt und am besten noch die Behälter mit heißem Wasser überbrüht werden, um Keime zu töten“, rät Eppler. Sobald jedoch tote oder kranke Vögel im Garten gefunden werden, müssen die Fütterung und Vogeltränken sofort eingestellt werden. Nur so können weitere Tiere vor dem Risiko einer Ansteckung bewahrt werden. Vergangenes Jahr nahmen mehr als 76.000 Vogelfreundinnen und -freunde an der Stunde der Gartenvögel teil, davon über 5.700 aus Hessen. Damit das Zählen wieder problemlos gelingt, bietet der NABU Unterstützung an, in Form der NABU-App Vogelwelt sowie mit Artenporträts der Gartenvögel und ihre Gesänge zum Nachhören.
„Stunde der Gartenvögel – so geht‘s
Und so funktioniert die Teilnahme: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig entdeckt werden kann. Die Beobachtungen können einfach im Internet unter www.stundedergartenvoegel.de oder über die kostenlose NABU-App Vogelwelt, (erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt) gemeldet werden. Alternativ geht die Meldung auch per Post oder Telefon über die kostenlose Rufnummer 10.00 bis 18.00 Uhr: 0800-1157115 (Achtung! Die Meldehotline ist nur am 9. Mai freigeschaltet). Meldeschluss der Vogelbeobachtungen ist der 18. Mai.
Aktuelle Zwischenstände und erste Ergebnisse sind ab dem ersten Zähltag auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Interaktive Karten stellen dar, wie sich eine Vogelart bundesweit, in Hessen oder in einem Landkreis entwickelt hat. Für kleine Vogelexperten hat die NAJU die „Schulstunde der Gartenvögel“ (4. bis 8. Mai) ins Leben gerufen. Weitere Informationen dazu unter www.NAJU.de/sdg
Hintergrund zum Meisensterben
Das Bakterium Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt. Das Bakterium ist erst seit 1996 bekannt. Damals wurde es in Großbritannien beschrieben und tritt dort flächendeckend regelmäßig auf, hat aber bisher nicht zu überregionalen Massensterben geführt. Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, sollten tote Vögel nur mit Handschuhen angefasst werden. Der Fund kranker und toter Meisen kann weiterhin unter www.NABU.de/meisensterben mit Daten und Fotos gemeldet werden.
PM: NABU