100 Kunstwerke: Rabih Mroué (122)

Meine Hinrichtung
Vor mir großflächige unscharfe Fotos von Schützen, die offensichtlich, soviel ist zu erkennen, eine Waffe auf mich richten.
Hinter mir an der Wand flimmert ein Videofilm, in dem immer und immer wieder ein von Kugeln getroffenes Opfer zu Boden stürzt. – Ich befinde mich dazwischen, mittendrin. Bedrückend!
Rabih Mroué, libanesischer Künstler, Schauspieler, Regisseur, Dramatiker, Performer und Aktions-Künstler dokumentiert im Südflügel des Kulturbahnhofs den Bürgerkrieg in Syrien mit verschiedenen Medien. Neben seiner persönlichen Ansprache in Form eines Videos im abgetrennten Raum beeindruckt mich besonders der Teil, in dem man selbst interaktiv tätig sein muss:
Daumenkino!
Anhand von Handyvideos, die Regimegegner von ihrer eigenen Erschießung angefertigt haben, stellte Mroué Fotos her, die er dann zu einem Daumenkino zusammenstellte. Durch das Drücken eines Knopfes schaltet man den Originalton des Videos ein, die Bilder muss man selbst in Bewegung setzen. Eine tödliche Spielerei!
Eigentlich genügt ein Durchgang. Trotzdem greife ich zum nächsten Daumenkino, und zum nächsten, und ….. .
Es reicht mir, ich muss raus in die Sonne.
Erst jetzt merke ich, dass ich nicht nur weiche Knie habe, sondern auch noch blaue Finger. Die Daumenkinos lagen in Stempelkissen.
Das Kunstwerk mit der Nummer 122 im Kulturbahnhof rüttelt auf.
Es ist heftig – wirklich sehr heftig …
Und es stimmt, man bekommt weiche Knie.
Das scheint ja wirklich heftig zu sein!
Ich werde es mir aber mal zumuten!