Gesichtserkennung im Kampf gegen schlummernde Studenten

Gesichtserkennung im Kampf gegen schlummernde Studenten
Quelle: Pixabay

Es ist aber auch einfach nahezu unumgänglich in der morgendlichen Vorlesung das monotone Gebrabbel des Professors auszublenden und nicht mit den Gedanken abzuschweifen. Um sich irgendwie wach zu halten, vor allem wenn man es am Vorabend doch nicht so ganz rechtzeitig ins Bett geschafft hat, ist bei den Studenten heutzutage gerade das Smartphone mit seinen grenzenlosen Features eine beliebte Ablenkung oder Beschäftigung. Doch die neue Generation an Studenten muss zukünftig wohl eher wieder früher in die Heia gehen. Wie das amerikanische Technikmagazin The Verge berichtet, macht’s die moderne Technologie nämlich bald schon möglich, dass mit speziellen Gesichtserkennungssoftwares überprüft werden kann, ob ein Student der Vorlesung wirklich folgt oder mit seinen Gedanken gerade im Kurzurlaub ist.

Unsere französischen Nachbarn machen es vor: An der Pariser Business School werden ab September in zwei Onlineseminaren die Gesichter der Teilnehmer mit einer Software namens Nestor überwacht und gleichzeitig analysiert, um herauszufinden, ob die Studenten auch wirklich aufpassen. Die gesammelten Daten sollen dabei helfen, sowohl den Lernerfolg der Studenten als auch die Leistung des Professors zu verbessern. Das System soll zunächst erst mal nur online eingesetzt werden, aber eine zukünftige Nutzung im realen Vorlesungs- oder Klassenraum sei definitiv vorstellbar.

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Die Universität ist aber nicht die einzige Institution, die eine Gesichtserkennungssoftware zur Unterstützung nutzt. Zu Beginn dieses Jahres wurden beispielsweise auch für die Eurostar-Verbindung von Paris nach London elektronische Passkontrollen installiert, die mit Gesichtserkennungssystemen arbeiten. Fahrgäste, die einen biometrischen Pass besitzen, können diese Kontrollschranken ganz einfach durch Auflegen des Dokuments nutzen. Die Software gleicht dann über eine an der Schleuse versehene Kamera Gesicht und Passfoto ab. Stimmt alles überein, wird man durchgelassen.

Diese Methode der Passkontrolle kennt man auch schon von Flughäfen. Seit Mitte April ist beispielsweise am Düsseldorfer Flughafen ein ähnliches System namens „EasyPass“ im Einsatz, welches von EU-Bürgern, die aus dem nichteuropäischen Ausland kommen, genutzt werden kann. Bei bis zu 2000 Kontrollen pro Stunde ist das in Düsseldorf mit Sicherheit die schnellere und einfachere Variante, in Deutschland anzukommen.

Der blufft doch nur

Doch Sicherheitskontrollen sind nicht der einzige Bereich, in dem Gesichtserkennungssysteme eingesetzt werden. In Spielcasinos beispielsweise tragen diese Systeme zur Sicherheit gegen Betrüger bei. Künftig soll jeder Gast beim Eintreten in die Spielhalle in eine Kamera gucken. Dieses Konzept bietet auch die Möglichkeit, dass Spielsüchtige sich sperren lassen können und somit das Casino nicht mehr betreten können.

Auch bei Spielern, die lieber am heimischen PC pokern, können diese Systeme eingesetzt werden. Bei Spielen im Internet, bei denen man nicht mit den Mitspielern im gleichen Raum sitzt, können sie dabei helfen die Gegner besser zu verstehen und analysieren. So bekommt das Bluffen sogar beim Onlinepoker noch mal einen ganz neuen Anreiz.

Es ist ein Match

In Zeiten des Onlinedating müssen sich die Anbieter schon etwas Gutes einfallen lassen, damit sich die verzweifelten Singles für deren Website entscheiden. Also machen auch sie Gebrauch von Gesichtserkennungssystemen. Die Theorie der Anbieter ist, dass sich Menschen am stärksten von denjenigen angezogen fühlen die ihnen ähnlich sehen. Die Computersysteme helfen dann mit bestimmten Algorithmen, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, die ähnliche Gesichtszüge hat. Bleibt dann also nur zu hoffen, dass sich dort so jemand ähnlich aussehendes auch angemeldet hat.

Wer hat das Toilettenpapier geklaut?

Wesentlich zuverlässiger ist da bestimmt das Anti-Diebstahlsystem der Chinesen gegen Klopapierdiebe. Der Missbrauch von Toilettenpapier scheint beim Himmelstempel in Peking ein so großes Problem gewesen zu sein, dass sich die Behörden entschlossen haben, ein Gesichtserkennungssystem zu installieren. Wer das stille Örtchen nun also benutzen will und Papier braucht, muss erst das Gesicht in eine Kamera halten, um dann 60 Zentimeter weißes Abwischglück zu bekommen. Wer mehr braucht, muss neun Minuten warten und wer zu oft nach Toilettenpapier fragt, bekommt gar keins mehr.

Schlummern, Sicherheit oder Spielvergnügen – den Gesichtserkennungstechniken sind keine Grenzen mehr gesetzt. Das Potential ist enorm hoch und die Einsatzmöglichkeiten werden mit Sicherheit noch den Rahmen des Vorstellbaren sprengen. Also lieber jetzt schon mal an morgen denken und in der Uni üben aufzupassen.

NHR

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