Studie: Verändert Corona das Kaufverhalten?
Von Home Office bis hin zu Einschnitten in die Grundrechte: Die Coronakrise hat im Leben der Menschen einiges verändert. Obwohl die Zahlen hierzulande sinken und erste Lockerungen beschlossen wurden, wird es lange keine Rückkehr in die Prä-Corona-Welt geben. Infolge der bundesweiten Zwangsschließungen deutscher Unternehmen erwartet man eine schwere Wirtschaftskrise.
Dass auch Privatpersonen damit rechnen, beweist eine Umfrage der Boston Consulting Group. Der zufolge will fast ein Drittel aller Befragten den Gürtel enger schnallen, was Ausgaben betrifft. Mit den Auswirkungen der Krise auf das Kaufverhalten hat sich auch die Marktforschungsplattform Appinio beschäftigt und ist zu ähnlichen Ergebnissen gelangt. Wo spart man in Zeiten von Corona und wofür gibt man Geld noch immer gerne aus?
Sparen für die Krise: Kauft Deutschland während Corona weniger ein?
Hoch lebe der Konsum! So lautete das Motto vieler Industrienationen vor der Coronakrise. Dass sich Corona auf das Konsumverhalten der Bürger auswirken würde, war spätestens seit Eindämmungsmaßnahmen wie den Ladenschließungen zu erwarten. Wie sehr, hat sich Appinio näher angesehen. Ein Viertel (25 Prozent) aller Befragten gab gegenüber der Marktforschungsplattform an, wegen Corona bereits eine größere Anschaffung verschoben zu haben. Vor allem Autos, Möbel, Fernseher und Smartphones wurden seit Beginn der Krise weniger gekauft.
Wie man in der Krise einkauft
Das generelle Kaufvolumen bleibt trotz dem Aufschub größerer Ausgaben gleich. Die meisten Befragten schätzten, genauso viel einzukaufen wie in der Vergangenheit. Das allerdings vermehrt über das Internet. Einige investieren nur in Anschaffungen des Grundbedarfs. Andere gönnen sich zu kleinem Geld hin und wieder auch etwas Schönes, um die eigene Laune zu verbessern. Frauen zum Beispiel investieren noch immer gerne in besondere Kleidungsstücke wie spitzenbesetzte Oberteile. Und das, obwohl jeder zweite Konsument laut den Umfragen infolge von Ausgangsbeschränkungen weniger Bedarf an Kleidung hat. Gespart wird in diesem Kontext vor allem an rein formeller Kleidung fürs Büro. Trotzdem haben einmal zehn Prozent der Befragten nach eigenen Aussagen ihr Online-Kaufverhalten gedrosselt.
Harte Zeiten für Fußgängerzonen
Einige Branchen werden laut Experten weit über die Krise hinaus mit Einbußen rechnen müssen. Die Rückkehr zum Konsumalltag wird lange dauern und in vielerlei Hinsicht wird das Konsumverhalten nicht mehr genau dasselbe sein. Diese Vermutungen passen zu dem Bild, das sich nach den ersten Corona-Lockerungen für Geschäfte bis 800 Quadratmeter abzeichnet. Der große Kundenansturm ist ausgeblieben, besonnenes und risikobewusstes Verhalten scheint laut dem Handelsverband Deutschland zu überwiegen. Auch diese Konsequenz der Krise spielt sich in den Umfrage-Ergebnissen der Boston Consulting Group. Bis zu zwei von drei Bürgern fühlen sich demnach in Gruppen von über 50 Personen unwohl. Mit schwerwiegenden Folgen für Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen.
Erhebliche Preisreduktionen als Überlebensstrategie?
Klassische Innenstadt-Branchen wie Bekleidungsgeschäfte stehen vor harten Wochen. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) spricht bei ihrem Konsumklimaindex sogar von einem historischen Tief. Shopping steht für gut ein Drittel aller Konsumenten angesichts der Zeitprobleme nicht im Vordergrund. Schließlich erwartet einer von fünf Verbrauchern den krisenbedingten Verlust des Arbeitsplatzes. Festzustehen scheint, dass viele Branchen Verbraucher in naher Zukunft nur mit erheblichen Preisreduktionen bei Stange halten können.
Welche bleibenden Veränderungen sind nach der Krise zu erwarten?
Trotz einer zu erwartenden Erholung des Einkaufsklimas innerhalb des nächsten Jahres wird die Coronakrise das Einkaufsverhalten in vielerlei Hinsicht nachhaltig verändern. Experten erwarten
- bewusstere Anschaffungen.
- eine Abkehr vom Hochkonsum.
- eine anhaltende Hinwendung zu Online-Shopping.
- die Konzentration auf preisreduzierte Angebote.
Dies würde das Ende des Konsumzeitalters, wie man es kannte, bedeuten. Was für die Gesellschaft eine positive Entwicklung werden kann, ist für die deutsche Wirtschaftskraft bedenklich und kann für kleinere Geschäfte den sicheren Tod bedeuten.