Bildung in Hessen: Die Miniimkerei im Schulgarten
Lange wurde in Deutschland den Schulgärten nicht die Bedeutung beigemessen, die sie eigentlich haben sollten. Sie sind eine der Möglichkeiten, den Kindern praxisnah zu zeigen, welche Risiken von den Folgen des Klimawandels auch für die grundlegende Ernährung des Menschen ausgehen. In Schulen, die einen Mehrfachnutzen aus ihren hauseigenen Lehrgärten ziehen möchten, sollten die Verantwortlichen ergänzend darüber nachdenken, zu Unterrichtszwecken eine kleine Imkerei aufzubauen. Vielleicht findet sich sogar ein erfahrener Imker aus der näheren Region, der die Lehrkräfte vor Ort dabei unterstützt.
Warum macht eine Imkerei im Schulgarten Sinn?
Warum macht eine Imkerei im Schulgarten Sinn?
In Hessen wurde bereits ein großes Netzwerk Schulgärten aufgebaut. Daran wirken aktuell rund 200 Lehrkräfte mit. Außerdem sind beispielsweise das Landeskultusministerium, die Hessische Gartenakademie, das Umweltzentrum in Hanau sowie der Landesverband für Obst- und Gartenbau an dem Netzwerk beteiligt. Sie alle haben erkannt, dass die Arbeit in und mit der Natur das Verständnis für die Zusammenhänge bei der Entwicklung der Flora und Fauna und des Klimas deutlich besser vermittelt als die reine Präsentation der bloßen Theorie. Dazu kann eine Imkerei im Schulgarten beitragen. So lernen die Kinder durch eigene Beobachtungen, warum beispielsweise nicht aus allen Blüten eines Obstbaumes Früchte entstehen und welche Folgen das vom Klimawandel verursachte Massensterben bei nützlichen Insekten hat.
Die Imkerei im Schulgarten refinanziert sich praktisch selbst
Die Imkerei im Schulgarten refinanziert sich praktisch selbst
Sicher sind für den Aufbau einer schuleigenen Bienenzucht zuerst einmal Investitionen notwendig. Doch die Kosten für Imkereibedarf vom Bienenvolk bis zur Honigschleuder rechnen sich. Einerseits sorgt der Bienenkasten im eigenen Schulgarten dafür, dass die Blüten der dortigen Pflanzen intensiv befruchtet werden. Das verbessert die Chancen auf eine gute Ernte, die wiederum in der Schulküche verwertet werden können und dort die Kosten der Lebensmitteleinkäufe senken. Andererseits lassen sich mit der Honigausbeute bei einem Verkauf Einnahmen erzielen, die beispielsweise den Fördervereinen der Schulen zufließen und ihnen bei der Finanzierung von Projekten helfen. Ein optimal gepflegtes Bienenvolk bietet bei einem soliden Trachtangebot im Umfeld eine etwa 50 Kilogramm umfassende Honigernte. Damit lässt sich ein durchaus nennenswerter Erlös generieren.
Imkerschutzkleidung gibt es für Erwachsene und Kinder
Es ist auf recht einfache Weise möglich, die Schülerinnen und Schüler in die Betreuung der Schulimkerei mit einzubeziehen. Einerseits bietet der Fachhandel für Imkereibedarf gute Literatur, mit denen sich Kinder an das Thema Bienenzucht herantasten können. Andererseits steht zuverlässige Imkerschutzkleidung (Imkerjacken, Imkerschürzen und Imkerhüte mit Schleier) für Erwachsene und auch in Größen für Kinder zur Verfügung. Natürlich sollten die Lehrkräfte vorher bei einem Elternabend abklären, welche Kids an der Bienenzucht mitarbeiten dürfen. Nachwuchs mit Insektengiftallergie sollte dort besser nicht zum Einsatz kommen. Um beim Schulgartenunterricht trotzdem niemand benachteiligen zu müssen, könnten die Anpflanzungen auf verschiedene Bereiche des Schulgrundstücks verteilt werden. Das Areal mit den Bienenbehausungen sollte vorsichtshalber auch nicht an Pausenbereiche (und erst recht nicht an die Fenster von Speiseräumen) angrenzen, sondern einen Platz etwas abseits erhalten, der idealerweise mit einem Zaun gegen den Zugang von Unbefugten geschützt ist.
Welche Alternativen stehen den Schulen zur Verfügung?
Welche Alternativen stehen den Schulen zur Verfügung?
Allein schon aus Sicherheitsgründen (Gefahr von Insektenstichen) möchten viele Schulen keine Bienenstöcke auf ihrem Gelände haben. Trotzdem sollten die Kinder das Leben der Honigbienen und den Wert ihrer Nektar- und Pollensammelflüge genauer kennenlernen. Die bloße Theorie aus dem Lehrbuch ist langweilig. Aber Kinder sind von Natur aus neugierig. Deshalb sollten die Lehrkräfte die Tatsache ausnutzen, dass die meisten erfahrenen Imker ihr Wissen vor allem mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung gern weitergeben. Einige Imker erlauben die Besichtigung ihrer Bienenzucht in kleinen Gruppen. Andere Bienenzüchter sind bereit, in die Schulen zu kommen und dort die Fragen der Kinder zu beantworten. Selbst wenn das mit einer Verkostung verschiedener Honigsorten verbunden ist, verlangen sie in der Regel keine Aufwandsentschädigung, denn sie betrachten das als persönliche Werbung für ihre Tätigkeit und ihre Produkte.