Eine Reise in die Welt der Magie
Teil 1
Hexen in Deutschland: Die moderne Hexe und wie ich eine wurde.
Ja, ihr lest richtig, hier wird es nun magisch. Ich vereine echten magischen Lebenstil mit leidenschaftlicher Fiktion. Bevor ich euch in meine Welt einlade, möchte ich mich kurz vorstellen: meine Name ist Nathalie. Ich bin praktizierende Hexe und zudem trage ich in meinem Herzen ein elfenhaftes „Ich“. Klingt vielleicht im ersten Moment sonderbar und komisch, jedoch ist dies alles andere als ein Witz.
Wie der Titel bereits verrät, geht es in diesem ersten Teil des Artikels um das Hexentum. Ja, ihr lest immer noch richtig: Hexentum. Eine etwas in Vergessenheit geratene „Religion“ und zudem leider sehr mit Klischees behaftet. Deswegen sogleich vorab: Nein, hier fliegt keiner auf einem Besen durch die Lüfte. Nein, wir schwingen nicht den Zauberstab wie Harry Potter. Nein, wir verspeisen keine Kinder. Nein, wir tanzen nicht nackt ums Feuer (zumindest nicht zwangsläufig) und genauso wenig hat Hexentum automatisch etwas mit Satanismus zu tun. Und nein, wir sind keine abgesandten von Astro-TV. Ich denke, dass sind im Großen und Ganzen die typischen Klischees, die es zu verneinen gilt – dennoch, ja, ich bin eine Hexe. Und natürlich bin ich da nicht die Einzige. Es gibt wahrscheinlich weit mehr von uns, als gedacht wird. Allerdings machen viele keine große Sache daraus, denn findet man sich als Hexe in der heutigen Gesellschaft immer wieder in Situationen wieder, in denen man nicht ernst genommen wird und vielmehr eine reine Belustigung darstellt. Fakt ist jedoch: in dem Moment wo ich sage „Ich bin eine Hexe“, ist es genau dasselbe wenn jemand sagt „Ich bin katholisch / evangelisch / Buddhist“ usw.
Natürlich suggeriert man unter dem Begriff einer Hexe dennoch etwas anderes, als wenn man von einem Christ oder was auch immer spricht. Wer kennt sie schließlich nicht, die Hexen aus Märchen und Film und Fernsehen und die Geschichten um die Hexenprozesse von Salem. Aber das ist alles Unsinn und ein Stück dummer Menschheitsgeschichte. Leider muss ich hierzu aber anführen, dass sich die Denkweise der Menschen und der Gesellschaft nicht großartig zu damals verändert hat. Immerhin die Hexenverfolgung wurde im Jahr 1775 abgeschafft, das ist ein Fortschritt (zumindest in Deutschland). Wenn wir Glück haben dauert es „nur“ viele weitere 100 Jahre bis man als Hexe auch mal Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft erfährt – aber wer weiß, vielleicht wird hier schon mal ein kleiner Grundstein dafür gelegt. Aber ich schweife ab.
Doch wenn all diese Geschichten um Hexen und das Hexentum nicht wahr sind, was bedeutet es denn dann eigentlich eine Hexe zu sein?! Und genau auf diese Frage möchte ich die Antwort geben:
Zuerst sei gesagt, dass es auch im Hexentum viele verschiedene Richtungen gibt, nach denen man sich orientieren kann. Um nur ein paar Beispiele zu nennen, welche zugleich die üblichen Stile sind, sind u.a. Wicca und „grüne“ Hexereien, Neopaganismus und Druidentum sowie regionale und esoterische Hexereien. Zudem unterscheidet man zwischen Hexen, die einem Zirkel angehören und /oder nur für sich ihrem Handwerk nachgehen usw…. ich für meinen Teil bin neopagan. Das bedeutet ich bin traditionell orientiert auf der Basis des keltischen Neuheidentums.
Eine grobe Gesamtrichtung des Hexenglaubens beinhaltet z.B. das Erleben der Kräfte der Natur (praktizieren entsprechend der Jahreszeiten) und der Elemente, die sich in Gestalt der Göttinnen und Götter anrufen lassen und auch dem einzelnen Gläubigen erkennbar sind. Wir wenden uns von einer Priesterreligion, Betonung des direkten Glaubenserlebnisses und dezentrale Organisationsform ab und üben eher Kritik an monotheistischen, hierarchischen und dogmatischen Religionen wie dem Christentum. Demgemäß legen wir auch keine dogmatischen Glaubensbekenntnisse ab, denn unser Bestreben ist das individualisierte Erleben von Gläubigkeit und Vielfalt gleichberechtigter Kulte usw. Natürlich gibt es da noch so viel mehr, aber das würde hier den Rahmen sprengen – deswegen werde ich im weiteren über meinen persönlichen Lebenstil als neopagane Hexe erzählen und wie ich dazu gekommen bin, um ein tiefergehendes Bild zu vermitteln:
Ich kann keinen genauen Zeitpunkt beziffern, aber so weit ich zurückdenken kann, hatte ich schon immer eine Schwäche für Kristalle und Edelsteine. Schon immer hatte ich eine Faszination dafür übrig, weshalb ich ziemlich früh damit anfing solche zu sammeln. Auch haben mich Wälder und alte Ruinen schon immer begeistert und hatten eine einhergehende Anziehungskraft auf mich. Ich weiß, das mag alles sehr banal klingen, aber tatsächlich waren dies bereits die ersten Anzeichen für den Weg der mir offenbar bestimmt ist.
Mit 13 Jahren besaß ich sodann mein erstes Pendel, hatte ein vorgefertigtes „Buch der Schatten“ mit Ritualen, Sprüchen usw. und es dauerte nicht lange, bis ich zum ersten Mal Gläserrücken ausprobierte; ähnlich wie Ouija. Für alle, die das vielleicht für ein witziges Party-Spiel halten, an dieser Stelle ein kleiner Hinweis: als ich damals Gläserrücken durchführte geschah das auch „just for fun“, doch daraus hab ich gelernt, denn leider verlief das alles andere als gut – bitte macht das also niemals ohne die nötige Erfahrung und auf keinen Fall zum Spaß.
Als nächstes stellt sich wohl die Frage: warum nicht einfach katholisch oder evangelisch etc.? Es ist so, dass mich schon immer der Glaube der Indianer fasziniert und interessiert hat. Mit den christlichen Ansichten konnte ich mich eigentlich noch nie so wirklich identifizieren. Es entspricht einfach nicht meinen Vorstellungen und dem was ich glauben kann. Seit mindestens 18 Jahren schlägt mein Herz für Okkultismus im Gesamten, weil ich alles mag, was mystisch, unerklärlich, übersinnlich, paranormal oder was auch immer ist. Außerdem hat vieles aus dem Okkulten und ein großer Teil dieser Kultur einen keltischen Hintergrund – und das ist etwas, was ich liebe: keltische Kultur. Zudem gefällt mir die Vorstellung, dass es keinen alleinigen Gott und Schöpfer gibt, sondern eher das alles um uns herum von Geistern und höheren Mächten beseelt ist (oder eben von mir aus, dass es mehrere Götter gibt, die ihre bestimmten „Zuständigkeiten“ haben), die alles in der Waage halten, die Leben schenken und nehmen usw. Zudem glaube ich an Schicksal und Karma.
Ich glaube aber an keinen personifizierten Gott und die Bibel ist für mich ehrlich gesagt neben den gesammelten Werken der Gebrüder Grimm das größte Märchenbuch überhaupt. Sollte ich damit jetzt (streng-) gläubigen Christen o.ä. auf den Fuß getreten sein, dann, sorry, not sorry. Das ist eben meine persönliche Meinung, so wie ich das sehe. Das bedeutet aber nicht, dass ich die verurteile die daran glauben. Jeder kann an das glauben, was auch immer er oder sie möchte. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss: Meine Ansichten hinsichtlich der Bibel oder dogmatischen Glaubensrichtungen sind sehr streng und kritisch, aber ich verurteile niemanden der daran glauben mag. Andersherum ist es aber leider so, dass wir Hexen nicht gerade positiv von der Gesellschaft angenommen werden. Wir werden belächelt, verspottet und hin und wieder beleidigt. Auch ich habe dahingehend meine Erfahrungen gemacht und ich finde es einfach nur traurig, dass manche Menschen so verklemmt und intolerant sind. Alles was man nicht kennt und nicht der „Norm“ entspricht gilt es anscheinend zu verurteilen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass es weit mehr jenseits des Horizonts gibt, als man erblicken kann – und dafür sollte jedermann offen sein, anstatt zu verurteilen und sich an klischeebehaftete Aussagen zu klammern. Das nur mal als Denkanstoß offen und unvoreingenommen miteinander umzugehen, aber nun weiter im Text.
Natürlich habe ich mir damals bei alledem nichts weiter gedacht. Es waren halt Hobbies und Interessen. Mal mehr präsent, mal weniger.
Durch Zufall stieß ich dann auf einen Artikel über Neopaganismus, welchen ich mit großem Interesse gelesen habe und sofort einen Draht dazu hatte, bzw. konnte ich mich sofort damit identifizieren und las immer darüber. Und umso mehr ich darüber las, desto mehr fügten sich all die Dinge von früher irgendwie für mich zusammen. Auf einmal machte es Sinn, warum ich eine solche Verbundenheit zu Wäldern, Ruinen oder auch Friedhöfen hatte, weshalb mich Edelsteine so faszinierten usw. Das wiederum war für mich der Startschuss, mich in diese Richtung zu orientieren. Meine alten „Hobbies“ und Interessen blühten wieder auf und wurden intensiviert. Gepaart mit meiner Leidenschaft für das Fantastische lebe ich nach dieser Fasson und verbinde meinen okkulten Lebensstil mit der „Anderswelt„.
Link: https://nadaliafairytale.wordpress.com/
© NHR 2019 Text: Nadália Fairytale Fotos: © Stylish Moments Photography