Mittelalter im Tierpark
Seit einigen Jahren veranstaltet der Förderverein des Tierparks Sababurg Anfang September einen Mittelaltermarkt. Diese inzwischen zum Zeitgeist gehörenden Veranstaltungen erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit bei Publikum, Künstlern und Ausstellern. Dazu gehören auch eine große Zahl Freiwilliger, die das mittelalterliche Lagerleben in ihrer Freizeit darstellen und sich in den Gebräuchen (soweit diese überliefert sind) und der Bearbeitung der Materialien üben.
An diesem Wochenende hatte die Veranstaltung wieder außergewöhnlich viele Besucher. Diesmal hat auch das Wetter mitgespielt und die Luft war bis in die Abendstunden noch einigermaßen mild. Der Tierpark nimmt auch für solche Veranstaltungen nur den normalen Eintritt, und Jahreskarteninhaber profitieren in doppelter Hinsicht davon: Sie zahlen keinen separaten Eintritt und sie haben eine besondere „Schnellkasse“, so dass auch keine langen Wartezeiten anfallen. Die Routine des Veranstalters zeigt sich aber auch an dem sehr aufgeräumten Platz, der viel Freiraum für spontane Performance der Künstler lässt. Auch die Besucher nehmen die Gelegenheit wahr, sich einfach mitten auf die Wiese zu setzen und ihren Met und die anderen dargebotenen Köstlichkeiten zu genießen.
Die fahrenden Händler sind allerdings keine „Freizeitritter“, sondern betreiben dies in aller Regel geschäftlich. Dennoch findet man auch unter ihnen viele, die historische Kostüme tragen und auch den sog. „Marktsprech“ pflegen. Hierbei handelt es sich um eine Art Kunstsprache, die in der Form wohl nicht historisch belegt ist, sich jedoch auf den Märkten eingebürgert hat. Der Begriff selbst leitet sich aus dem „Neusprech“ (engl. „Newspeek“) von George Orwell aus dem Roman „1984“ ab. Wie so vieles wird auch über dieses Idiom heftig gestritten, was unter anderem dieser Eintrag aus dem Mittelalter-Blog belegt. Dieser Wikipedia-Artikel beschäftigt sich ebenfalls damit.
Aber auch wer diese „Fremdsprache“ nicht beherrscht, ist auf einem Mittelaltermarkt willkommen. Die Darsteller sind keineswegs kontakt- oder fotoscheu, sondern freuen sich, wenn ihr Hobby Aufmerksamkeit erregt. Das kann durchaus auch bis zu umfangreichen Rollenspielen gehen, die spontan oder einstudiert dem „geneygten Volke dargeboten werden“ 🙂 Je nachdem welche Gruppen im Lager sind, haben nicht nur die Lagerteilnehmer, sondern auch die Besucher eine Menge Spaß dabei.
Nicht nur für das leibliche Wohl, sondern auch für die musikalische Untermalung ist gesorgt. So spielten die in der Szene hinreichend bekannten Gruppen „Shelmish“ und „Liudon Incorruptus“ auf, was auch diesmal wieder neben der Musik mit allerlei Erzählungen und schlüpfrigen Andeutungen einher ging.
Gegen 21 Uhr wurde dann das große Lagerfeuer entzündet, um das sich das „Volke“ versammelte. (Sf)
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