Mehr Artenvielfalt an Hessens Bächen
NABU begrüßt neues Landes-Naturschutzprojekt „100 wilde Bäche“
Wetzlar – Als „anspruchsvolles und sehr sinnvolles Projekt“ lobt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU das vom Land Hessen heute in Wiesbaden vorgestellte Naturschutzprogramm „100 wilde Bäche“. Die vorgesehene Renaturierung „von der Quelle bis zur Mündung“ sei fachlich wichtig, damit die im und am Wasser lebenden Tiere auf- und abwärts wandern können. Auch der Anspruch, die Renaturierung durchgängig und nicht nur in einzelnen Trittsteinen umzusetzen, sei erfolgversprechend. In der Vergangenheit wurden Renaturierungen meist nur punktuell gemacht. Die Folge war, dass eine Besiedlung mit seltenen Arten nur schwer möglich war.
In wilden Bächen werden die dynamischen Kräfte der Gewässer genutzt. Sie werden dann freigesetzt, wenn die Steinverbauung der Ufer entfernt und Uferflächen zur Verfügung gestellt werden. Dann kann ein Bach durch die Strömung sein Bett verlagern und damit wichtige Strukturen schaffen. So entstehen Sand- und Kiesbänke, tiefe Kolke oder Steilufer. Sie sind Lebensraum für ganz unterschiedliche Tierarten, wie Eisvogel, Wasseramsel, Flussregenpfeifer oder seltene Fischarten.
Der NABU hält es aber für wichtig, dass die Kommunen dabei nicht nur finanzielle, sondern auch personelle Unterstützung vom Land bekommen. Fachleute müssen vor Ort Konzepte entwickeln, mit Flächeneigentümern sprechen und die Anträge für Fördermittel des Landes formulieren. Nur so könne das Programm an so vielen Orten gleichzeitig erfolgreich vorangetrieben werden. Bei der Etablierung eines nicht bewirtschafteten Gewässer-Entwicklungsstreifens sei die Unterstützung der Ämter für Bodenmanagement wichtig. Hier können Instrumente der Flurneuordnung, wie der Freiwillige Landtausch oder ein Vereinfachtes Flurneuordnungsverfahren, sehr hilfreich sein.
Bei der Auswahl der Bäche sollten diejenigen eine besondere Berücksichtigung finden, wo interessante Arten wie der Biber oder der Otter vorkommen. Hier hilft die Renaturierung nicht nur der weiteren Ausbreitung. Sie vermeidet auch Konflikte, die etwa durch Ufervernässungen durch den Staudamm-Bau von Bibern oder durch gegrabene Wohnröhren entstehen können. Für das Programm „100 wilde Bäche“ kommen etwa 500 hessische Gewässer in Frage. Der Handlungsdruck der Landesregierung ist groß. Denn bis 2027 sollen alle hessischen Gewässer in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. So verlangt es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Obwohl diese bereits aus dem Jahr 2000 stammt, ist erst ein kleiner Teil der Gewässer renaturiert worden. Interessierten Kommunen rät der NABU, sich gemeinsam mit Nachbarkommunen am Gewässer rasch zu bewerben, damit sie eine gute Chance haben, in das Programm aufgenommen zu werden.
PM: NABU Landesverband Hessen e.V. (HJ)